Der Preis der Kunsthalle Wien wird 2020 zum sechsten Mal in Zusammenarbeit mit beiden Wiener Kunstuniversitäten vergeben. Jährlich sichten die Jurys dafür rund 100 Diplomprojekte zur bildenden und medialen Kunst. 2020 konnten wegen der Covid-19- bedingten Schließungen der Universitäten nur die Abschlussarbeiten des Wintersemesters 2019/20 im Original begutachtet werden, die des Sommersemesters 2020 hingegen auf Basis digitaler Unterlagen. Die Jurysitzungen im Juni und Juli fanden größtenteils als Videokonferenzen statt.
Trotz erschwerter Arbeitsbedingungen für die Absolvent*innen erfüllte auch heuer eine Vielzahl der Diplom- und Masterarbeiten äußerst hohe Ansprüche, sodass beide Juryabteilungen entschlossen haben, auch die in die engere Wahl gelangten Künstler*innen ab heuer namentlich zu nennen und ihnen den persönlichen Austausch mit einzelnen Jurymitgliedern anzubieten.
Preisträgerin der Akademie der bildenden Künste Wien: Abiona Esther Ojo
In ihrer tiefgehenden Installation Die Magie steckt in jeder Strähne fächert Abiona Esther Ojo die sozialen und politischen Implikationen von Black Hairstyles aus kulturhistorischer wie auch persönlicher Perspektive auf. Unter Einsatz skulpturaler, analog-reproduzierender und digitaler Medien gelingt es ihr, die mit Wissen, kollektiver Erinnerung, mit Ritualen und intimen Prozessen verbundene Praxis des Kreierens von Afro-Frisuren mit generellen Fragen nach Identität und Repräsentation – von der Botschaft als Zeichen des Protestes bis hin zu einem etablierten Zugehörigkeitscode – zu verknüpfen. Die Jury wertet diese Arbeit als einen herausragenden künstlerisch-poetischen Beitrag zu einem kultursoziologisch international aktuellen Thema.
Abiona Esther Ojo (geb. 1992 in Hellmonsödt (Österreich), lebt in Wien) studierte Bildhauerei und Raumstrategien an der Akademie der bildenden Künste Wien bei Monica Bonvicini und Stefanie Seibold, Diplom 2020 bei Iman Issa.
Auf die Shortlist und damit in die engere Wahl gelangten zudem folgende Absolvent*innen der Akademie der bildenden Künste Wien aus dem Institut Bildende Kunst: Julia Goodman, Hyo Lee, Igor Ripak und Myles Starr. Zur Anerkennung ihrer Diplom- bzw. Masterarbeiten erfolgt ihre Nennung in allen mit dem Preis der Kunsthalle Wien 2020 verbundenen Publikationen.
Jury: Veronika Dirnhofer, Anne Faucheret, Lucas Gehrmann, Julian Göthe, WHW und Joanna Warsza; Vorsitz: Johan Hartle; Organisation: Christine Rogi
Preisträgerin der Universität für angewandte Kunst Wien: Huda Takriti
Huda Takritis perfekt ausgeführte Multimedia-Installation of cities and private living rooms verwebt faktische und fiktionale Elemente, private und kollektive Archive, analoge und digitale Bilder zu einer polyphonen Erzählung, die wie ein politisches Unterbewusstsein funktioniert. Ihr Unterfangen, die Komplexität von Migrations- und Diasporageschichten, geopolitischen Realitäten und Identitätsprojektionen zu entwirren, ohne sie auf Aspekte von Identitätsstiftung und die Suche nach einer allgemeingültigen Wahrheit herunterzubrechen, überzeugte die Jury.
Huda Takriti (*1990 in Damaskus (Syrien), lebt in Wien und Damaskus) studierte Grafik und Malerei an der Fakultät für bildende Künste in Damaskus. 2020 absolvierte sie das Masterstudium an der Abteilung TransArts der Universität für angewandte Kunst Wien, Betreuer*innen: Roman Pfeffer und Kathrin Rhomberg.
Auf die Shortlist und damit in die engere Wahl gelangten zudem folgende Absolvent*innen der Universität für angewandte Kunst Wien aus dem Institut Bildende und Mediale Kunst: Sara-Lisa Bals, Anastasia Jermolaewa und Sebastian Supanz. Zur Anerkennung ihrer Diplom- bzw. Masterarbeiten erfolgt ihre Nennung in allen mit dem Preis der Kunsthalle Wien 2020 verbundenen Publikationen.
Jury: Anne Faucheret, Lucas Gehrmann, Eva Maria Stadler, WHW und Joanna Warsza; Vorsitz: Eva Maria Stadler; Organisation: Anja Seipenbusch
Ausstellung und Preis
Zu den Ausstellungen der Preisträgerinnen erscheint je ein Katalog mit Künstler*innen-Interviews, Textbeiträgen der Jurymitglieder und Abbildungsteilen.
Das Preisgeld in Höhe von € 3.000 wird 2020 für die Preisträgerin der Akademie der bildenden Künste Wien wie schon in den vergangenen Jahren durch DekoTrend Gmbh zur Verfügung gestellt. Das Preisgeld für die Absolventin der Universität für angewandte Kunst Wien wird, nach langjähriger Zusammenarbeit mit HS art service austria, von dem Kunsthistoriker- und Sammlerpaar Gertraud und Dieter Bogner übernommen. Die Kunsthalle Wien freut sich außerordentlich über diese neue Kooperation und darf sie zugleich als eine besondere Wertschätzung des Preises der Kunsthalle Wien durch international anerkannte Kunstexpert*innen erachten.
Kurator: Lucas Gehrmann