Als „eine Insel voller Zweideutigkeiten“ hat der Exilautor Guillermo Cabrera Infante Kuba einmal bezeichnet. Kuba ist eine Symbiose afrikanischer, europäischer und asiatischer Kultur, Kuba ist ein Land zwischen sozialistischer Utopie und wirtschaftlicher Isolation, eine Insel mit einem von Haßliebe gezeichneten Verhältnis zum „amerikanischen Traum“.
„Mapas del deseo“ (Landkarten der Sehnsucht) von Carlos Garaicoa, die Arbeit, die der Ausstellung den Titel gab, bündelt viele der Motivstränge der kubanischen Gegenwartskunst und spitzt sie gleichzeitig zu: Es geht um das Verhältnis von Gegensätzen wie „streben, kämpfen“ („luchar“) und „entkommen, fliehen“ („escapar“), um die Konstruktion von imaginärer Vergangenheit und Zukunft. „Escapar“ meint nicht nur Flucht aus dem Isolationismus der Insellage und ihrer wirtschaftlichen Misere, sondern die drängende Sehnsucht nach einem Ziel, dessen Zeit und Ort unbestimmt sind.
Die Ausstellung ist keine umfassende Landesschau, sondern soll vielmehr zeigen, wie allgemeingültige Themen von gegenwärtiger Relevanz in der spezifischen, aus dem Kontext heraus zu klärenden Situation Kubas von Künstlern aufgegriffen und verdichtet werden.
Etwa die Hälfte der in der Ausstellung vertretenen Künstler haben ihr Land verlassen, ohne dabei den Bezug zu Kubas Kultur und Geschichte aufgegeben zu haben. So entstehen Blicke von Kuba und auf Kuba aus inneren und äußeren Perspektiven.
In der von Eugenio Valdés Figueroa (Havanna) und Gerald Matt (Wien) kuratierten Ausstellung sind folgende KünstlerInnen vertreten: Eduardo Aparicio, Tania Bruguera, Carlos Garaicoa, Abigaíl González, Félix Gonzalez-Torres, Kcho, Ana Mendieta, Marta María Pérez Bravo, Manuel Piña und Ernesto Pujol.
Zur Ausstellung erscheint ein illustrierter Katalog mit Beiträgen von Eugenio Valdés Figueroa, Gerald Matt, Gerardo Mosquera, Achy Obejas, Edward J. Sullivan, Tonel, u.a. sowie mit Gesprächen mit den beteiligten Künstlern. (322 Seiten mit zahlreichen Farb- und s/w-Abbildungen, Wien 1999, ISBN 3-85247-018-8, Ats 390,-).