Go Johnny Go!

Ausstellung
24/10 2003 — 7/3 2004
Museumsquartier / Halle1

Der berühmte Spruch „This machine kills fascists“, den Woody Guthrie einst auf den Korpus seiner Gitarre appliziert hat, macht deutlich, dass dieses Instrument, zumindest seit dem Zweiten Weltkrieg, immer schon mehr war, als ein Ton-Generator. Die akustischen Gitarren der alten Blues- und Folkleute und mehr noch die E-Gitarren der Rock`n Roll-Generation sind Werkzeuge der ästhetischen und gesellschaftlichen Intervention, Metaphern des Aufbegehrens und der Selbsterhöhung. Wenn Jimi Hendrix seine Gitarre mit den Zähnen liebkost, wenn Pete Townsend das Instrument auf der Bühne in kleine Stücke zerhackt, wenn Eric Clapton ob seines flinken Fingerspiels als „Gott“ tituliert wird, wenn Glenn Branca mit einer ganzen Armee von Musikern Gitarrensymphonien zur Aufführung bringt, wenn Courtney Love in gewaltigen Blockakkorden der Girl Power zum Selbstausdruck verhilft, dann ist in diesen ikonischen Momenten der Rockgeschichte das ganze Panorama der metaphorischen Möglichkeiten, die in der Gitarre stecken, gefasst: Ein Instrument, das politischen Parolen und subjektiven Selbstausstülpungen (I can`t get no satisfaction) jene Dezibelstärke verleiht, die sie im gesellschaftlichen Echoraum hörbar macht. Ein Klang-Erzeuger, der die Töne mit Rückkoppelungen, Verzerrungen und heulenden Glissandi an den Rand des impenetrablen Lärms und darüber hinaus führt und in seiner körpererschütternden Durchschlagskraft erotische Transzendenz katalysiert. So ist die Gitarre gleichermaßen ein Instrument der Inklusion, das potentiell der ganzen Welt die Möglichkeit bietet, an ihren dionysischen Saturnalien teilzunehmen, wie auch der Exklusion, das die Wissenden von den Dilettanten trennt. Ein multicodiertes Symbol, das seine Abdrücke sowohl in populären Mythologien wie in den Ästhetiken bildender Künstler, in den Ikonographien rebellischer Milieus wie auch in den Unterhaltungszonen der öffentlichen Räume hinterlassen hat.

Die Ausstellung „Go Johnny Go“, nach dem berühmten Gitarristen-Song „Johnny B. Goode“ von Chuck Berry benannt, versucht die vielen Assoziationsstränge, die von der Gitarre ausgehen nachzuzeichnen, in Objekten zu konkretisieren und in Archivalien kritisch zu dokumentieren.

Teilnehmende KünstlerInnen:

Maike Abetz/Oliver Drescher, John Armleder, Jennifer Bolande, Uros Djuric, Rainer Fetting, Barnaby Furnas, Rodney Graham, Jürgen Heinert, Lori Hersberger, David Hockney, Seydou Keita, Friedl Kubelka, Paul Albert Leitner, Franziska Maderthaner, Christian Marclay, Ursula Mayer, Helmut Middendorf, Lee Ronaldo, Gerwald Rockenschaub, George Segal, Steven Shearer, Malick Sidibe, Sonic Youth, Thaddeus Strode, Tal R, Jeff Wall, Hans Weigand, Ernest C. Withers, Heimo Zobernig.

Kuratoren: Wolfgang Kos, Thomas Mießgang