Spätestens seit indische Computerexperten die Egos der mitteleuropäischen Bildungs- und Wirtschaftsinstitutionen verletzen, muss auch im deutschsprachigen Raum das Bild vom durchgehend unterprivilegierten Subkontinent revidiert werden. Indiens Metropolen wurden von einem vehementen Globalisierungsschub erfasst. Parallel zu prämodernen lokalen Strukturen ist ein postmodernes, globalisiertes, urbanes Indien entstanden. Die Entwicklungen der letzten Dekade haben die indische Gesellschaft tiefgreifend verändert. Die neuen Ströme des Kapitals und seiner kulturellen Apparate werden von indischen KünstlerInnen widersprüchlich verarbeitet.
Die Ausstellung in der Kunsthalle Wien ist die bisher größte Präsentation indischer Gegenwartskunst im deutschsprachigen Raum. Dennoch soll nicht der Anspruch erhoben werden, den gesamten indischen Subkontinent oder die indische Gegenwartskunst umfassend zu repräsentieren. Die Ausstellung zeigt vielmehr charakteristische Verästelungen und Überlagerungen der aktuellen indischen Kunst mit internationalen Tendenzen und Traditionen. Sie thematisiert den gebrochenen Blick Indiens, der aus der postkolonialen Situation entsteht. Die beteiligten KünstlerInnen verarbeiten private Erzählungen und öffentliche Mythen in ihren vielfältigen Mediatisierungen: im für Indien klassischen Medium der Malerei sowie in Fotografie, Video, Installation oder digitaler Kunst und kombinieren „Nationales“, „Lokales“ und „Globales“.
Teilnehmende KünstlerInnen:
Atul Dodiya (Mumbai), Subodh Gupta (New Delhi), Ranbir Kaleka (New Delhi), Sonia Khurana (New Delhi), Shantanu Lodh (New Delhi), Surendran Nair (Baroda), Baiju Parthan (Mumbai), Anandajit Ray (Baroda)/ Debnath Basu (Howrah), Dayanita Singh (New Delhi), Vivan Sundaram (New Delhi)
Gastkuratoren: Angelika Fitz, Michael Wörgötter (Wien)
Kurator Kunsthalle Wien: Lucas Gehrmann
Eröffnung: Donnerstag, 28. März 2002, 19 Uhr
Pressekonferenz: Donnerstag, 28. März 2002, 10 Uhr