Margit Busch und Andrej Polukord erhalten Preis der Kunsthalle Wien 2016
Ein Projekt der Kunsthalle Wien in Kooperation mit der Universität für angewandte Kunst Wien und der Akademie der bildenden Künste Wien.
Zum zweiten Mal wird heuer der Preis der Kunsthalle Wien in Kooperation mit der Universität für angewandte Kunst Wien und der Akademie der bildenden Künste Wien vergeben. Der Preis beinhaltet eine Ausstellung in der Kunsthalle Wien Karlsplatz sowie zwei Kataloge mit Texten der Herausgeber und der Jurymitglieder, mit Künstlergesprächen sowie einem Abbildungsteil im Verlag Sternberg Press Berlin. Die Preisgelder von je EUR 3.000 werden 2016 von HS art service austria und Deko Trend GmbH zur Verfügung gestellt.
Kurator: Lucas Gehrmann
Preisträger/innen
Margit Busch (*1964 in D, lebt in Wien) erhielt den Preis für ihr Diplomprojekt Welcome toTransciency an der Universität für angewandte Kunst (Prof. Virgil Widrich, Abteilung Art & Science). Die vielteilige Installation IF-THEN-ELSE. Welcome to Transciency von Margit Busch ist eine (Re-)Konstruktion des Forschungslabors und Arbeitsplatzes von Else Sibil Somone, einer von der Künstlerin entdeckten Forscherin, die nur in der Zukunft existiert. Sie bedient sich zugleich traditioneller wie auch innovativer Mittel, um Phänomene zu ergründen, die mit rein klassisch-wissenschaftlichen Methoden unzureichend erfassbar sind. Ihre Transciency genannte Disziplin operiert mit unterschiedlichen Sichtweisen, fachübergreifenden und ganz neuartigen Erkenntnismodellen, um das transzendente, hinter der Wahrnehmbarkeit liegende Wesen der Dinge zum Vorschein zu bringen. In Elses Laboratorium gibt es neben Apparaten zur Determinierung der Jetztzeit sowie von Raum, Materie und Energie sowohl transrationale Phänomene als auch ökologisch und ökonomisch relevante Experimente zu studieren. So arbeitet Else z.B. mit Mehlwürmern, die in der Lage sind, sich weitestgehend von Styropor zu ernähren. Hinter ihrem Schreibtisch findet sich die Transmap – eine Landkarte, auf der die verschiedenen Regionen von Transciency dargestellt und mittels eines beiliegenden Handbuchs erläutert werden. Hier gibt es etwa ein Gebirge der wechselhaften Perspektiven, wo wir erfahren, dass ein Reiseziel niemals ein bestimmter Ort, sondern eine neue Betrachtungsweise sein muss. Im Tal der Reflexion wird hingegen alles reflektiert, sodass man nie weiß, was Realität ist. In der Oase der unentscheidbaren Fragen erweist sich das uns geläufige Wenn/dann- und Entweder/oder-Denken als unnütz, hier hilft allein die Intuition. Die Bucht der Relativität schließlich ist unermesslich tief. Viele Taucher, die sie erkunden wollten, verschwanden dort spurlos.
Andrej Polukord (*1990 in Vilnius, lebt in Wien und Vilnius) studierte an der Akademie bei Prof. Gunter Damisch, Fachbereich Grafik und druckgrafische Techniken. Polukords Installationen, Performances und Videos basieren in einem vorrangig poetischen Sinn auf Doppel- und Mehrdeutigkeiten, um Gefühle der Überraschung und des Absurden hervorzurufen. Ein aus Ziegelsteinen gemauerter Kubus – The Sarcophagus – hat während der Eröffnungsperformance etwas über sein Innenleben preisgegeben, welches womöglich Ähnlichkeiten mit jenen Hohlräumen hat, die der Künstler in seiner Videoarbeit Höhlen als ertragreiche Fundgruben für Pilzsammler empfiehlt. Jedenfalls wurde ein vom Künstler gemaltes Bild, das verschiedene Pilze zeigt, im Sarcophagus gefunden. Pilze wachsen aber auch von der Decke des Ausstellungsraums herab, die der Künstler somit in einen Waldboden verwandelt – im Wald fühlt sich Andrej Polukord am ehesten zuhause, mehr zumindest als in klimatisierten Ausstellungsräumen. „Was mich besonders interessiert, ist ein Gefühl der Überraschung und der Unabsehbarkeit zu erzeugen“, sagt der Künstler, der Situationen des Absurden als wesentliche Bereicherungen auch des Alltagslebens empfindet: „Absurdes befreit uns von dem Ernst, der unser Leben sonst immer bestimmt. Gerade Performance sollte eine enge Beziehung zum Leben haben, nur dann kann sie besonders emotional und verständlich wirken.“
Jury
Jury der Universität für angewandte Kunst Wien 2016: Gerald Bast (Rektor Universität für angewandte Kunst Wien), Nicolaus Schafhausen (Direktor Kunsthalle Wien), Lucas Gehrmann (Kurator Kunsthalle Wien) und Roland Schöny (Kurator, Autor; externes Jurymitglied).
Jury der Akademie der bildenden Künste Wien 2016: Mona Hahn, Erwin Bohatsch (Professor/innen Akademie der bildenden Künste Wien), Nicolaus Schafhausen, Lucas Gehrmann und Lorenz „eSeL“ Seidler (Kurator, Künstler und Kommunikator; externes Jurymitglied)
Pressestimmen
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„Preis der Kunsthalle Wien“
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„Andrej Polukord – Preis der Kunsthalle Wien. Ein Porträt von Sabrina Möller“
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„Pilzfundgruben und das Transwissenschaftslabor“
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„Pilzhöhlen und Zukunftslabor“
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„Andrej Polukord und Margit Busch erhalten Preis der Kunsthalle Wien“