Ein elegant gekleideter Herr in Anzug demontiert sämtliche Gegenstände aus einem noblen „Business Class“ Hotelzimmer und verpackt sie in einen Koffer. Der gleiche Mann taucht diesmal bekleidet mit Morgenmantel, weißem Hemd, Fliege und Smokingschuhen auf einem großen grünen Tennisfeld beim „Tie Break“ im Wiener Semper Depot auf. Wie so oft steht im Mittelpunkt der poetischen Beobachtungswelten von Peter Dressler der Künstler als alleiniger Darsteller in Szene beherrschenden Räumen. Dabei geht es dem Fotografen in seinen konzeptuellen Arbeiten weder um ein selbstverliebtes Auffächern seiner unterschiedlichen Persönlichkeitsanteile, noch um ein Ausagieren von emotionalen Zuständen. Nein, Peter Dressler liebt es, Geschehnisse zu schildern und Verhaltensweisen von Menschen zu sezieren. Zunächst ist er erst mal sein eigener Schauspieler und aus pragmatischen Gründen sich selbst am nächsten.
Am liebsten bannt Peter Dressler situationsstarke Kurznarrative in serielle Bildfolgen, so auch in seiner aktuellen Serie „Changement de Propriétaire“, die in Paris spielt und Sujets der fotografischen Moderne beinhaltet. Seine Fotografie beschreibt er als fixierten Film, die den Vorteil eines Verweilens im Detail in sich birgt. Daraus entfaltet sich die Originalität und die spezielle Form der Komik: Die angehaltene Geschichte, die für Film und Literatur zu kurz wäre, erschließt in der Fotografie eine Zeitform, die den Moment zwischen einem Vor und Danach einklammert und ihn aus dem Standbild heraus ins Skurril-Absurde hebt. So entwickeln sich in den Bildern, die nicht davon laufen können, Neurosen der Alltäglichkeit und übersteigerte Formen der Aneignung. Dresslers Bildfindungen haben immer eine angenehme Langsamkeit, sie persiflieren wie in „Business Class“ die lässigen Sünden kleinbürgerlicher Manier und führen wie in „Tie Break“ – ein Duell mit sich selbst – die Selbstbezüglichkeit und Melancholie des modernen Menschen gefangen in den Mauern seines Selbst auf.
Peter Dressler ist 1942 in Kronstadt geboren. Er lebt und arbeitet in Wien.
Kuratorin: Angela Stief