Die Wiener Modemacherin Susanne Bisovsky, die den Stil des Biedermeiers liebt, gilt als Wiederentdeckerin anderer Zeiten, Orte und Kulturen. Sie bedient sich verschiedener regionaler Trachten und übersetzt vergangenes Wissen in zeitgenössische Stoff-Kunstwerke aller ersten Güte. Inspirieren lässt sie sich von einem zusammen mit Joseph Gerger über die letzten 15 Jahre angelegten Archiv über vestimentäre Gepflogenheiten, das Berichte aus der Welt des Kleidertragens beinhaltet und von Kleidung wider die Pest, Backen von Röcken, gekalkten Hüten, gepiercten Flügelhauben, Arten der Trauer, Blutröcken oder ein Leben lang nicht gewaschenen Kleidungsstücken erzählt. Ihre ungewollt avantgardistische Kunst bringt uns, die wir glauben von den postmodernistischen Stückelwerken des Rekombinierens und Zitierens, soviel zu kennen, zum Staunen. Ihr sorgsamer Umgang mit fremden Welten wird zum Platzhalter für eine Kritik, die zeigt, dass das konsumistische Universum einer Wegwerfgesellschaft auch von innen ausgehöhlt werden kann: Mitgift also, der Titel der Prêt-à-porter Kollektion.
Kuratorin: Angela Stief