Pierre Bismuth / Nicolas Firket
The Grass Is Always Greener On The Other Side – Neues Vindobona nennt der Künstler Pierre Bismuth die ortsspezifische Skulptur, die er in Zusammenarbeit mit dem Architekten Nicolas Firket für die Kunsthalle Wien Karlsplatz entwickelt hat. Die 5 x 10 m große, an eine Bautafel erinnernde Skulptur greift das vielfach in Bismuths Werk zum Einsatz kommende künstlerische Verfahren der Kollision von Fiktion und Realität auf. Ausgehend von realen Ereignissen aus Medien, Politik und Unterhaltung entwickelt er surreale Bildserien, Filmwelten und Installationen, die sich als direkter Kommentar auf die heutige Gesellschaft lesen lassen und die Frage des Politischen in der Kunst als Frage einer angemessenen Repräsentation formulieren.
Bismuths zentrales Verfahren ist dabei häufig jenes einer Collage oder Überblendung von Bedeutungslogiken, deren Bruchlinien und Inkompatibilität aber zumeist erst auf den zweiten Blick sichtbar werden. Das Motiv des kalkulierten Missverständnisses oder des irreführenden ersten Eindrucks stellt dabei nicht nur die kreative Eigenleistung von Interpretationsvorgängen heraus, sondern zeichnet auch das Raster bestehender Denkmöglichkeiten nach.
Die temporäre Skulptur im öffentlichen Raum wird von einer Reihe diskursiver Veranstaltungen zu den Themen Stadtentwicklung und Urban Branding begleitet.
Pierre Bismuth lebt und arbeitet in Brüssel und London. Er ist bildender Künstler, Drehbuchautor und Kameramann. Bismuth studierte an der École nationale supérieure des arts décoratifs de Paris (ENSAD). Er arbeitet in den unterschiedlichsten Medien – oft mit einem reflexiven Blick auf deren Funktionsweisen und spezifische Art der Bedeutungsproduktion.
Als Maler schuf er Bilderserien mit Titeln wie From Red to Nothing and From Green to Something Else, Something less, Something More (2002 bis 2006) und Replaced by the Same (2003). Einige seiner Gemälde sind im Musée d’Art Moderne Grand-Duc Jean in Luxemburg ausgestellt.
Signifikant für Bismuths Interesse an der Produktivität von Übersetzungsprozessen, besonders wenn sie fehlerhaft verlaufen, ist seine Video/Grafik-Installation The Jungle Book Project (2002), in der er jeden der Charaktere des berühmten Disney-Zeichentrickfilms (1967) in einer anderen Sprache sprechen lässt.
Darüber hinaus schrieb Pierre Bismuth zusammen mit Michel Gondry und Charlie Kaufman das Drehbuch zum Kinofilm Eternal Sunshine of the Spotless Mind und wurde dafür 2005 mit dem Oscar für das beste Originaldrehbuch ausgezeichnet.
NFA (Nicolas Firket Architects) ist eine in Brüssel ansässige Agentur, die sich auf Architektur und Stadtplanung als kulturelle Disziplinen spezialisiert. NFA untersucht die Organisation des Raumes mit dem Ziel einer beispiellosen doch klaren formalen Synthese, mit gebauter Realität als Manifest. Das langjährige Bestreben des 2006 gegründeten Büros liegt in der Aufwertung der in Brüssel ansässigen europäischen Identität und ist von internationalen Kooperationen u.a. mit Rem Koolhas, Michel Desvigne und AUC bestimmt.
Neben Projekten wie der Villa ARRA (2010), dem Haus in La Hulpe (2010) und dem Jakup Haus, das derzeit im Bau ist, war NFA an den meisten der jüngsten Stadtprojekten in Brüssel beteiligt, u.a. an „A New Skyline fo Brussels“ 2009, am Wettbewerb um die Umgestaltung des Brüsseler Heysel Plateau 2010 und an der Sanierung des westlichen Viertels von Charleroi. 2013 geht NFA mit AUC Paris und Bureau Bas Smets als Gewinner des internationalen Wettbewerbs um den Midi District Masterplan, der Sanierung des internationalen Bahnhofsareals im Zentrum Brüssels, hervor.
Nicolas Firket ist Kurator der ersten belgischen Architekturwoche in Brüssel 2013.
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Neben Pierre Bismuth haben auch die Künstler Ron Terada und Ken Lum ortsspezifische Skulpturen für den Karlsplatz entwickelt, die mit den Subtexten von Plakatkampagnen spielen.