video des monats #35: Marko Lulic. Works on Video. 1997-2005

Ausstellung
1/4 2008 — 30/4 2008
Museumsquartier / Videolounge

Sunset und Umgebung, 1997/1999, 6?
Abbazia Kino, 1999, 14?
Mysteries of Disco, 2000, 11?
Schlamm, 2001, 9?
Tesla 21, 2002, 18?
Zentralkomitee, 2004, 1?
The Moderns (Vienna), 2005, 4? 28??

Der 1972 in Wien geborene multimedial arbeitende Künstler Marko Lulic zeigt in der ursula blickle videolounge eine Auswahl seines umfangreichen Videowerks. Lulic beschäftigt sich in seinen Arbeiten mit dem Verhältnis von Gesellschaft und Ideologie und diskutiert dies in seinen Videos insbesondere anhand der zentralen Themenbereiche Architektur und Körper. Arbeiten wie „Zentralkomitee“ und „Schlamm“ setzen sich mit der Nachkriegsmoderne im blockfreien, sozialistischen Jugoslawien und dessen damaliger, spezifischer Statusbestimmung zwischen Ost und West auseinander. „Tesla 21“ ist eine filmische Spurensuche und hält zentrale Orte im Leben des serbischen Visionärs und Erfinders Nikola Tesla fest, der Mitte des 19. Jahrhunderts in Kroatien geboren wurde und den Großteil seines Lebens in New York verbrachte. Tesla arbeitete mit Thomas Edison und machte danach auch mit dem eigenen Unternehmen Karriere, er starb jedoch verarmt im Hotel New Yorker. Marko Lulic beschäftigt sich mit herausragenden Biografien, untersucht außerordentliche räumliche Situationen, versucht soziologische Parameter von Ost- und Westeuropa zu fassen und gleichzeitig deren grenzüberschreitenden Charakter herauszudestillieren: Das modernistische Belgrader Hochhaus in „Zentralkomitee“ war das wichtigste politische Gebäude der kommunistischen Partei in Jugoslawien. Es wurde in den 1990er Jahren von der Nato bombardiert. Lulic schildert in seinem Video eine weitere Transformation, die das Gebäude mitgemacht hat: das kommunistische Hochhaus ist nun Büro- und Businesscenter.

Die Moderne und ihre Utopien thematisiert Marko Lulic u. a. im Video „The Moderns (Vienna)“, in dem er ein fiktives Bild der Stadt Wien kreiert, dessen historische und historistische Architektur ausspart und stattdessen einen Fokus auf Bauten der österreichischen Nachkriegsmoderne bis zur Gegenwart setzt. Eine Collagierung von relativ homogenen, realen Aufnahmen lassen hier ein irreales, aber gerade deshalb umso eindrucksvolleres Bild eines Ortes entstehen.

In den Arbeiten „Sunset und Umgebung“ und „Mysteries of Disco“ verwendet Lulic wie so oft Zitate, die von Ed Ruscha bis zu Wilhelm Reich reichen. Seine Neuinterpretationen von Orten und Zeiten lassen Gegensätze aufeinandertreffen, suchen Übereinstimmungen und bestechen durch die Freisetzung eines energetischen Potenzials, das sich in der Musik, in performativen Elementen und in der Schilderung von dynamischen Situationen freisetzt.