Der Film wird im Rahmen der Ausstellung „1989“ gezeigt
DOUBLE TAKE, 2009
In DOUBLE TAKE zeigt Johan Grimonprez anhand merkwürdiger zweideutiger Paarungen, inwiefern „Angst als Massenware“ durch die globale Politik des Kalten Kriegs erst möglich wurde und die innere Logik der antagonistischen Weltaufteilung in kommunistischen Osten und kapitalistischen Westen metaphorisch widerspiegelt. Der 80-minütige Film vermittelt, wie die Ökonomie der Angst gegenüber dem Feind und vor allem gegenüber der Sowjetunion gezielt über massenmediale Distributionskanäle wie das Fernsehen und das Kino eingesetzt wurde. Die Verlinkung von Kulturgüterproduzenten und Regierung war in den USA zwar keineswegs so offensichtlich wie in der UdSSR, aber die Angst vor der Sowjetunion kam mit Vorliebe im Bereich der Unterhaltungsindustrie zum Vorschein. Mit Mitteln der Zerstreuung versuchte man, Ideologie und Propaganda in der Privatsphäre zu verankern. Es war die Zeit, in der das Fernsehen dem kritischeren Medium Kino sozusagen die Show stahl. Die „Kultivierung der Angst“ sollte sich in jedem Kulturbereich in den USA durchsetzen, besonders im jungen Medium Fernsehen.
Grimonprez, geboren 1962 in Roeselare, Belgien, lebt und arbeitet in Brüssel und New York City
Ausstellung „1989“:
1989. Ende der Geschichte oder Beginn der Zukunft?
Anmerkungen zum Epochenbruch
9.10.2009 – 7.2.2010
Die große Herbstausstellung stellt ein historisches Ereignis in den Fokus: Vor zwanzig Jahren, im annus mirabilis 1989, markierte die Öffnung des Eisernen Vorhangs einen Epochenbruch, der das Ende des Kalten Krieges einleitete und eine neue geopolitische sowie massenpsychologische Situation schuf. Der Atem der Geschichte wehte durch das kollektive Bewusstsein, der ungläubige Ausruf „Wahnsinn!“ war in aller Munde. Utopien wurden begraben und neue, bislang ungeahnte Zukunftsszenarien taten sich auf. Auf kalte und heiße Kriege, auf einen kommunistischen Alltag der Unterdrückung und des Mangels folgte ein Zeitalter der Brüche, in dem alte Nationalismen und religiöse Fundamentalismen wiederkehrten und die gegenwärtige Finanzkrise Zweifel an der Funktionstüchtigkeit eines sozial unverantwortlichen „Raubtierkapitalismus“ nährt.