video des monats # 78: Julian Rosefeldt. Clown

Ausstellung
1/7 2012 — 31/8 2012
Museumsquartier / Videolounge

Clown, 2005
Dreikanal-Filminstallation,
Farbe, Ton, Super-16 mm,
transferiert auf DVD,
Bildformat 9:16,
10 Minuten 30 Sekunden

Der in Berlin lebende Künstler Julian Rosefeldt, dessen neuere Filme und Filminstallationen aufwendig produziert und gestaltet sind, inszeniert in der Arbeit Clown (2005) eine perfekt erscheinende Welt der Illusionen. Der Künstler präsentiert den Clown jenseits seines „natürlichen“ Umfelds im Dickicht des brasilianischen Dschungels. Auf drei hochformatig nebeneinander stehenden Videoscreens erblüht, begleitet von den Lauten des Regenwaldes, die exotische Natur zu vollem Leben. Zunächst kaum wahrnehmbar erscheint am oberen rechten Bildrand ein Clown. In voller Montur und mit riesigen, dem Gelände nicht gerecht werdenden Schuhen stolpert er tollpatschig durch ein Bachbett, bis er schließlich fast lebensgroß den Vordergrund des Bildes erreicht hat. Ohne Unterbrechung, genauso orientierungslos und selbstvergessen wie zuvor, setzt er seinen Weg fort und entschwindet dann wieder aus dem Blickfeld des Zuschauers, um alsbald wieder auf dem nächsten Screen aufzutauchen – der sisyphushafte Loop beginnt von vorne. Abseits von Rampenlicht und Applaus, wirkt er wie ein absurder Störfaktor in einer fremden Welt. Der Clown jenseits der Bühne wird zum Sinnbild für eine Figur, die sich resistent gegen gesellschaftliche Eingliederungsmodelle zeigt und die in der Endlosschleife des Films die Tragik des Außenseiters dauerhaft verkörpert.