video des monats # 8: CHRISTIAN JANKOWSKI

Ausstellung
1/10 2005 — 31/10 2005
Museumsquartier / Videolounge

Eine Kooperation mit der Ursula Blickle Stiftung und der Universität für Angewandte Kunst Wien.

Puppet Conference, 2003, Video, 25 min.
Courtesy: Carnegie Museum of Art, Pittsburgh

Fozzie Bear, Grover, Lamb Chop und andere TV-Puppenstars halten vor prominentem Puppenpublikum unter der Moderation von Art Cat, dem Maskottchen des Carnegie Museum of Art, ein Symposium ab. Internationale „special guests“ werden zum Teil per Videokonferenz live eingeschaltet. Nach einer kurzen Einführung zur Evolutionsgeschichte der Puppe seit der Venus von Willendorf stellt Art Cat Fragen an seine Gäste, die Themen wie Berühmtheit, Berufung, zu vermittelnden Botschaften und Privatleben kreisen.

Dabei geht es um die Identität der Puppen im Verhältnis zu ihren menschlichen Produzenten und Stimm-Gebern ebenso wie um die Relation zwischen Spiel, Schein und Wirklichkeit als Show- und TV-Star, als Werbe-Maskottchen oder erzieherisches Leitbild. Jankowski belässt den Akteuren seiner Puppet Conference die ihnen eigene Sprache und Gestik, stellt sie gleichzeitig aber aus dem Kontext ihrer gewohnten Rollen in den Kontext der spontanen Selbstdarstellung und Selbstreflexion.

Der 1968 in Göttingen geborene Christian Jankowski beschäftigt sich seit seinem Studium an der Hamburger Kunstakademie mit visuellen Unterhaltungsmedien. Er ist 1999 mit seinem Beitrag „Telemistica“ zur Biennale in Venedig bekannt geworden, bei dem der Künstler mit sehr rudimentären Sprachkenntnissen im italienischen Fernsehen anrief, um nach seinem Erfolg bei dieser prestigeträchtigen Großausstellung zu fragen.

Aufgewachsen mit einer Generation, die ihr „Weltbild“ zusehends aus Fernsehen, Film und Comics bezog und in einer Zeit, in der die Verbreitung von Kunst und Kultur immer stärker von wirtschaftlichen und inszenatorischen Faktoren abhängig wurde, verquickt er in seinen Arbeiten die Rollen der Kunstwelt und der Massenmedien, um überraschende Verbindungen zwischen Bedeutung und Inhalt herzustellen. Jankowski zeigt sich dabei als genauer Beobachter von Sprache, Gesten und Verhaltensweisen und führt als Spiegelbilder sowohl das Spektakel der Unterhaltungsindustrie als auch den sich selbst genügenden Kunstbetrieb vor Augen. Das alles geschieht mit einer angenehmen Leichtigkeit, die den Betrachter schmunzelnd nachdenklich stimmt.

ursula blickle videolounge:

„Video killed the Radio Star“ hieß ein Pop-Hit aus den 80er Jahren, der damals die Ankunft des Videoclips und die Visualisierung der Musik signalisierte. Beinahe zur selben Zeit setzte sich das Video als künstlerisches Ausdrucksmittel auf breiter Basis durch. Zwar wird der Anfang der Videokunst meist am Datum einer Ausstellung von Nam June Paik in der Wuppertaler Galerie Parnass im Jahr 1963 festgemacht, doch erst zwei Jahrzehnte später war die Technologie so weit fortgeschritten, daß das Video zum selbstverständlichen ästhetischen Ausdrucksmittel bildender Künstler avancierte. Heute sind Ausstellungen zeitgenössischer Kunst ohne das Medium kaum mehr vorstellbar: die zusammen-gerechnete Zeit sämtlicher Laufbild-Präsentationen bei der Documenta11 (2002) betrug acht Tage.

Die ursula blickle videolounge will zeitgenössische Künstler- und Kunstvideos nun jederzeit zugänglich machen – mit dem Ziel, einen Ort der Vermittlung zu schaffen, ein lebendiges Archiv für Studenten, Kunsthistoriker und ein interessiertes Publikum, um Recherche und Forschungsarbeit mit dem Medium Video zu ermöglichen. Die Förderleistung von Ursula Blickle trägt dabei fern jeder neoliberalen Ökonomisierung im Kunstbetrieb dazu bei, Lehre und Praxis, Forschung und Archiv, privat und öffentlich zu verbinden.

Das Pilotprojekt video des monats präsentiert ein monatlich wechselndes Videoprogramm monografischer Arbeiten oder thematischer Videokompilationen. Ein wissenschaftlicher Beirat, bestehend aus den Kuratoren Klaus Biesenbach, Gianni Jetzer und Louise Neri wurde dazu eingeladen, Vorschläge zu machen und ihre Expertise einzubringen. Das jeweils konkrete Jahresprogramm wird anschließend von einer Auswahlkommission bestehend aus Ursula Blickle, Gerald Bast/Erwin Wurm und Gerald Matt entschieden.

Alle in der ursula blickle videolounge gezeigten Arbeiten werden in das ursula blickle videoarchiv inkludiert. Nach einer Systementwicklungsphase von einem Jahr und mit den gesammelten Erfahrungen wird das Archiv in zwei Jahren eröffnet. Dabei werden alle Videoarbeiten zwischen den Institutionen der Universität, der Ursula Blickle Stiftung und der Kunsthalle Wien ausgetauscht; Videos der laufenden Ausstellungen der Kunsthalle Wien werden das Archiv erweitern und der Öffentlichkeit werden dann vor Ort – in der lounge – über Monitore alle Videos bequem zugänglich sein.

ursula blickle videopreis
1 x im Jahr wird ein Preis für die Produktion eines Videos an Studierende der Angewandten vergeben.

„…about“
Der „Vermittlungsbereich“ der ursula blickle videolounge bietet Beiträge zur Erläuterung verschiedenster Kunstrichtungen und Begriffe, beginnend mit einer Einführung in Videoart als Medium moderner und zeitgenössischer Kunst. Ausgewählte Videoportraits und Künstlerinterviews stellen die großen Namen der Moderne von „A bis Z“ vor. In einer entspannten Atmosphäre lädt weiterführende Literatur zur vertiefenden Auseinandersetzung ein.