Künstler*innen: Marwa Arsanios • Zach Blas • Sonia Boyce • Banu Cennetoğlu • Alejandro Cesarco • Saddie Choua • Phil Collins • Alice Creischer • Adji Dieye • Ines Doujak • Melanie Ebenhoch • Tim Etchells • Kevin Jerome Everson • Forensic Architecture • Giorgi Gago Gagoshidze, Hito Steyerl & Miloš Trakilović • Monika Grabuschnigg • Vlatka Horvat • Anne Marie Jehle • Gülsün Karamustafa • Jessika Khazrik for the Society of False Witnesses • Victoria Lomasko • Hana Miletić & Globe Aroma • Marina Naprushkina • Tuan Andrew Nguyen • Wendelien van Oldenborgh • Sylvia Palacios Whitman • Dan Perjovschi • Pirate Care • HC Playner • Oliver Ressler • Schule des Widerspruchs • Selma Selman • Andreas Siekmann • Daniel Spoerri • Mladen Stilinović • Marlene Streeruwitz • Milica Tomić • …
Am 8. März 2020, dem Internationalen Frauentag, eröffneten wir unsere Gruppenausstellung … von Brot, Wein, Autos, Sicherheit und Frieden. Wegen der Coronavirus-Pandemie musste die Ausstellung bereits wenige Tage später für Besucher*innen wieder geschlossen werden. Während die Krankheit in vielen Ländern weiterhin wütet, können wir in Österreich bereits einige Beschränkungen aufheben, und wir freuen uns daher besonders, nun wieder unser Publikum in der Ausstellung willkommen heißen zu dürfen.
… von Brot, Wein, Autos, Sicherheit und Frieden widmet sich den Vorstellungen eines ‚guten Lebens‘. Am Beginn der 2000er-Jahre brachte der libanesische Schriftsteller Bilal Khbeiz den unerfüllbaren Traum eines ‚guten Lebens‘ für die Menschen im globalen Süden – im Unterschied zum Westen – mit der Aufzählung „Brot, Wein, Autos, Sicherheit und Frieden“ auf den Punkt (Globalization and the Manufacture of Transient Events, Beirut: Ashkal Alwan, 2003).
Fast zwei Jahrzehnte später scheint es, als sei die Befriedigung solcher Grundbedürfnisse für immer mehr Menschen auch an Orten gefährdet, wo sie einmal als selbstverständlich galt: Der Klimawandel lässt den Fortbestand des Lebens auf der Erde fraglich erscheinen; während die ökologische Zerstörung voranschreitet, nehmen Ungleichheit und Ungerechtigkeit im gleichen Maße zu wie der Glauben in die Segnungen des Kapitalismus schwindet. Die aktuelle Pandemie, die wir derzeit in unterschiedlichen Ausmaßen weltweit erleben, ist nur eine, wenn auch drastische Manifestation der Brüchigkeit unserer Gesellschaften. Wie dringend notwendig ein uneingeschränkter Zugang zu öffentlichen Versorgungssystemen und die gemeinsam getragene Verantwortung füreinander sind, ist dabei umso deutlicher geworden.
Mit ihren Fragestellungen zum ‚guten Leben‘ zeigt die Ausstellung der Kunsthalle Wien an ihren zwei Standorten, im Museumsquartier und am Karlsplatz, Alternativen auf: sowohl zur Angst vor einem drohenden wirtschaftlichen und sozialen Kollaps als auch zur Rückkehr zu einer eigentlich unhaltbaren „Normalität“ – scheinbar die einzigen zwei Optionen, die sich uns gegenwärtig bieten. Kritische, konstruktive und fantasievolle künstlerische Stimmen entwerfen Perspektiven für gesellschaftlichen Wandel und neue Formen des Zusammenlebens. … von Brot, Wein, Autos, Sicherheit und Frieden stellt Fürsorge, Solidarität und ein Gespür für das Mögliche in den Mittelpunkt – Werte, die für jede*n von uns nun wesentlich kostbarer geworden sind als noch vor der unerwarteten Schließung der Ausstellung.
Kuratorinnen: What, How & for Whom / WHW (Ivet Ćurlin, Nataša Ilić and Sabina Sabolović)
Kuratorische Assistentinnen: Laura Amann, Aziza Harmel