Hoppers Bilder handeln „nicht nur an der Oberfläche von Amerika, sie graben sich tief ein in den amerikanischen Traum, untersuchen radikal dieses zutiefst amerikanische Dilemma von Schein und Sein“, so der deutsche Filmemacher Wim Wenders, der sich in seinem Werk genauso wie viele andere Künstler von Alfred Hitchcock über David Hockney bis zu Paul Auster und Peter Handke auf den großen amerikanischen Maler Edward Hopper (1882-1967) bezieht. Kaum einem Künstler des 20. Jahrhunderts ist es gelungen in der Malerei einen existenziellen bildnerischen Anspruch mit einer Ästhetik zu verbinden, die den Alltag, den Moment und eine Ikonographie des Ortes in einer derart poetischen Weise und Eindringlichkeit beschreibt. Ungeachtet der künstlerischen Moden seiner Zeit entwirft Hopper einen Metarealismus, der die subjektive Wahrnehmung der Wirklichkeit ins Universelle wendet, die Verlorenheit des modernen Stadtmenschen reflektiert und neue Wege des visuellen Erzählens beschreitet. Die Darstellung und Manipulation von Raum, Zeit, Licht und Schatten sind die zentralen Aspekte, die für Hoppers kontinuierliche Aktualität in der Kunst sorgen. Seine reduzierten, psychologisch aufgeladenen und akribisch konstruierten Bildräume entwickeln eine bleibende Spannung zwischen Realem und Fiktivem, Moment und Dauer, Intimität und Anonymität, Natur und Zivilisation.
Von den schablonenhaften Verdichtungen des amerikanischen Mythos von Ed Ruscha über die Untersuchungen der Raum-Zeit-Koordinaten bei Rachel Whiteread und David Claerbout bis hin zur Unbehaustheit der heutigen Existenz bei Philip-Lorca diCorcia und Tim Eitel findet das Werk Hoppers seinen Widerhall in den zeitgenössischen Positionen der Ausstellung. Hoppers Arbeiten geben eine fortdauernde Zustandsbestimmung unserer Welt und sein cinematographischer Blick wird zum Ausgangspunkt für erzählerische, räumliche und zeitliche Imaginationen.
Teilnehmende KünstlerInnen:
Edward Hopper und David Claerbout, Dawn Clements, Jonas Dahlberg, Thomas Demand, Gustav Deutsch, Philip-Lorca diCorcia, Tim Eitel, Jim Jarmusch, Rachel Khedoori, Mark Lewis, Ed Ruscha, Markus Schinwald/Oleg Soulimenko, Jeff Wall, Rachel Whiteread
Kurator: Gerald Matt, Direktor Kunsthalle Wien
Wissenschaftliche Mitarbeit: Carter Foster (Kurator, Whitney Museum of American Art, New York), Angela Stief (Kuratorin, Kunsthalle Wien), Ilse Lafer (kuratorische Assistenz, Kunsthalle Wien), Lucas Gehrmann (freier Kurator)
Überblicksführung: Western Motel. Edward Hopper und die zeitgenössische Kunst
Jeden Sonntag, 15 Uhr
Mit Eintrittsticket gratis.
TIPP: Mark Lewis in der Akademie der bildenden Künste Wien
Die Ausstellung THE FIGHT. A RESEARCH PROJECT BY MARK LEWIS präsentiert erstmals neben früheren Arbeiten die neuesten Filme von Mark Lewis. „The fight“ und „Prater Hauptallee. Dawn and Dusk“ sind vom Künstler im Rahmen eines Forschungsprojektes mit Studierenden im Sommer in Wien auf HDCAM gedreht und im Medienlabor der Akademie der bildenden Künste Wien produziert worden.