Eine fast abstrakte Wandtapete in diskreter Farbgebung mit Graueinschlüssen, die durch ihre Größe und durch die dargestellte Oberflächenstruktur Aufmerksamkeit auf sich zieht. Was ist dargestellt? Haut, Stein, Plastik oder Gummi? Die Zooms auf das Material geben nicht preis, was sie tatsächlich dokumentieren.
In der Ausstellung ?1:1? treibt Wolfgang Thaler sein Spiel mit Oberflächen und Maßstab: er fotografiert Tiermodelle – Kinderspielzeug aus Gummi: einen Elefanten, einen Hai und einen Tiger. Die Wahl des Ausschnitts und der dadurch bedingte Grad der Abstraktion dieser Fotografien führt soweit, dass die Provenienz des Dargestellten nur noch erahnt werden kann. Schließlich passt Wolfgang Thaler die Größe der Bilder der realen Größe der durch das Modell wiedergegebenen Tiere an – Maßstab 1:1. Blow-ups entstehen als Simulakren der Realität und als Ausdruck einer Faszination an der Textur von Oberflächen.
In seinem Video zur Ausstellung all new material (2005) ist die Bewegung der Kamerafahrt über die Oberflächen der Fotografie, die abermals Tierspielzeuge zeigen, langsam und meditativ ? 14 Tiere in 7 Minuten. Dadurch dass die Kamera nicht das reale Tiermodell, sondern eine Fotografie davon abfilmt, wird Dauer ermöglicht. Raum wird zugunsten von Oberfläche zurückgedrängt, die Dreidimensionalität weicht der Flächendimension, die Realität dem Modell, das Modell dem Abbild und dem Ausschnitt: Ein Prozess der Verfremdung und Artifizialisierung.
Wolfgang Thalers künstlerischer Hintergrund ist die Dokumentarfotografie. In seiner Dokumentation über die Caféhauskette Aida und Mep?Yuk – Innenaufnahmen eines fiktiven Ortes – bekundet er sein Interesse an der Transformation des Raumes und der Marke. Fotografien entstehen, die inszeniert und fast ästhetizistisch wirken, und einen hohen Grad an Abstraktion aufweisen.
Wolfgang Thaler wurde 1969 in Salzburg geboren und lebt und arbeitet in Wien. In Österreich waren seine Fotografien u.a. im Architekturzentrum Wien und dem Fotohof Salzburg zu sehen. Internationale Präsentationen gab es in Leipzig/Galerie für zeitgenössische Kunst, Wolfsburg/Kunstverein, Mexico City, Melbourne, Belgrad und Sofia. Auslandsaufenthalte an Orten wie Paris, Japan und Mexico ergänzen seine künstlerische Laufbahn.
Kuratorin: Angela Stief