Als Gründungsredakteurin der einflussreichen Zeitschrift Radical Software leistete Beryl Korot (geb. 1945, New York City, New York) in den 1970er-Jahren einen wichtigen Beitrag zum aufkommenden Diskurs über Videokunst und Medienökologie. Die Installation Text and Commentary (1976–77) besteht aus gewebten Textilien, Zeichnungen, einer piktografischen Partitur und fünf Videokanälen, die in einer 30-minütigen Endlosschleife laufen. Die Arbeit stellt einen Dialog zwischen traditionellen Webtechniken und dem Medium Video her (das erstmals Mitte der 1960er-Jahre von Künstler*innen verwendet wurde), die ihren Ursprung beide in der Kodierung und Übertragung von Informationen haben. Die Videos zeigen die Künstlerin bei der Arbeit am Webstuhl, während die Zeichnungen die Webmuster beschreiben und die piktografische Partitur den Videobearbeitungsprozess illustriert. Laut Korot bieten diese Elemente „unterschiedliche Perspektiven auf praktisch die gleiche Information“, aber alle innerhalb ihrer spezifischen Grenzen: „Das Weben hatte im Westen nicht den Stellenwert, den es verdiente, weder visuell noch intellektuell. Es wurde kategorisch dem Handwerk und nicht der Kunst zugerechnet, eine Unterscheidung, die in nicht-westlichen Kulturen nicht gemacht wird. Für mich war es von entscheidender Bedeutung, den Webstuhl als hochentwickelte Technologie, als ersten Computer, vorzustellen und die ihm anhängende abwertende Vorstellung von Frauenarbeit zu entkräften, indem ich ihn als ein Werkzeug präsentierte, das alle Aspekte der Industrie, des Handels und der Kultur beeinflusst hat.“
Beryl Korot
Radical Software