Kunsthalle Wien

Transparente und Plakate mit Texten von Ianina Ilitcheva an verschiedenen Orten im öffentlichen Raum Wiens

Orte und Laufzeiten:
Karlsplatz, 1040 Wien, in Kooperation mit Kaleidoskop 2020. Fragmente, 15. Juli 2020
Mariahilfer Straße 1b, 1060 Wien, ab 15. Juli 2020
Central Garden, 1020 Wien, ab 24. Juli 2020

In ihrer forschungsbasierten und kollaborativen Praxis beschäftigt sich Eva Egermann (geb. 1979 in Wien, lebt und arbeitet in Wien) mit aktivistischen Strategien, unterschiedlichen Subkulturen und verschiedenen künstlerischen Formen. Ihre Arbeiten und Interventionen dekonstruieren binäre Konstellationen wie Gesundheit/Krankheit, Fähigkeit/Unfähigkeit, Verletzlichkeit/Stärke und zielen beharrlich auf die künstlerische Neuverhandlung der Wirklichkeit ab.

Für KISS hat Eva Egermann Plakate und Banner gestaltet, die im öffentlichen Raum, verteilt über die Stadt, zu sehen sind. Die Arbeiten tauchen an unerwarteten Stellen auf. Sie sind in einer ungewöhnlichen Schriftart gestaltet. Die eindringlichen poetischen Slogans erzählen von Relationalität, hedonistischer Leidenschaft und kosmischen Verbindungen.

Die Texte sind ursprünglich Twitter-Einträge und Verse der usbekisch-österreichischen Autorin Ianina Ilitcheva (1983–2016). Ilitcheva (@blutundkaffee) begab sich 2015 für ein halbes Jahr in Selbstisolation. Die Selbstisolation – Möglichkeit und Fluch zugleich – wurde zu einer Zeit und einem Raum, in dem sie sich mit Berührung, Begegnung und Interdependenz auseinandersetzten konnte. Eva Egermann bringt diese Texte in Dialog mit ihrem eigenen Bildmaterial, das ihre Krankenhausbesuche sowie die Berliner Disability & Mad Pride Parade 2019 dokumentiert. Die Künstlerin schafft Kontaktzonen und Assoziationsräume. Sie bringt Wörter und Bilder aus der Intimität in die öffentliche Sphäre, vom Screen beziehungsweise der Buchseite auf die Straße, von Times New Roman in Comic Sans — eine der wenigen Schriftarten, die für Legastheniker*innen leicht lesbar sind. Persönliche Aufnahmen, Aufzeichnungen und Gedanken werden zum Spiegel gemeinsamer Sehnsüchte und politischer Utopien, die Interdependenz und gegenseitige Umsicht zelebrieren.

Mit freundlicher Unterstützung von Central Garden & Salon du Smog

„Halt dich fern, aber halt mich.“
Ianina Ilitcheva, @blutundkaffee (Seite 104), 2017 (Frohmann)

„ich sehe die einsamkeit vor mir und sie ist leicht.“
Ianina Ilitcheva, ich sehe die einsamkeit vor mir und sie ist leicht, 2018 (hochroth München)

„Ich will Berührung. Ich will, dass meine Hand sich verflüssigt und du sie trinkst. Ich will tun, was Regen tut.“
Ianina Ilitcheva, @blutundkaffee (95), 2017 (Frohmann)

„Halb Mensch, halb Mensch.“
Ianina Ilitcheva, @blutundkaffee (65), 2017 (Frohmann)

„Baby, halt mich jetzt ganz fest, denn ich habe eine Handgranate verschluckt.“
Ianina Ilitcheva, @blutundkaffee (3), 2017 (Frohmann)

„Nachtmeer, nightmare“
Ianina Ilitcheva, 183 Tage, 2015 (Kremayr & Scheriau)

„Wenn mich jetzt einfach jemand halten könnte. Mich festhalten, damit ich nicht explodiere. Die Spannung wie ein Blitzableiter von mir nehmen, meine Energie in den Boden lenken, damit ich frei durch die Wolken gehen kann.“
Ianina Ilitcheva, 183 Tage, 2015 (Kremayr & Scheriau)

WAGEN ZUM AUSRUHEN
NO ACCESS NO PEACE
DysLexics Untie
CURE ALL NEUROTYPICALS NOW!
Fresst Eure Pillen selber
WEGLAUFHAUS
(Alle / all Mad Pride Parade Berlin 2019, Fotos / photos: Eva Egermann, 2019)
Krankenhausessen, Eva Egermann, 2019
Haltegriff, Eva Egermann, 2011
Wartezimmer, Eva Egermann, 2011