Liliane Lijn

Radical Software

Man is Naked (1965) gehört zu einer Serie von Poem Machines, die Liliane Lijn (geb. 1939, New York City, New York) erstmals 1962 realisierte. Die Serie steht sinnbildlich für ihre Arbeit mit kinetischer Kunst, Licht, Bewegung und Text. Inspiriert von den Forschungen des französischen Physikers Augustin Jean Fresnel zur Lichtbrechung entwickelte Lijn ein Werk, in dem die Energie des Klangs sichtbar wird. In den ersten Poem Machines (1962) dreht sich eine motorisierte Metalltrommel so schnell, dass die Betrachter*innen eher mit der Vibration der Worte als mit einem lesbaren Text konfrontiert wurden. Man is Naked – die erste Poem Machine, die Lijns eigene Schrift verwendet – dreht sich langsamer, lässt die Worte schweben und stört die lineare Syntax des Gedichts. Die Arbeit entstand Jahre bevor sie einen Computer benutzte und kann als Vorwegnahme der Wechselbeziehung zwischen Maschine und Sprache sowie Computer und Code gesehen werden. Sie erinnert auch an frühe Rechenmaschinen, die mittels eines Räderwerks Berechnungen ausführten.