Lillian Schwartz

Radical Software

Lillian Schwartz (geb. 1927, Cincinnati, Ohio – gest. 2024, Manhattan, New York) erklärte 1984: „Meine Kunst wurde durch den Einsatz von Technologie genährt, die in unser tägliches Leben eindringt.“ Bereits 1968 schuf sie eine Reihe von Arbeiten mit dem Computer. Über einen Zeitraum von 34 Jahren entstand in den Bell Laboratories in New Jersey ein bedeutendes Werk, das computergestützte Filme, Videos, optische Effekte und Animationen umfasst. Schwartz betrachtete den Computer als analytisches und kreatives Werkzeug, um die Art und Weise, wie Bilder entstehen, neu zu denken.

Pixillation (1970) ist der erste computergestützte Film, den Schwartz im Labor produziert hat. Sie verwendet dabei die von Kenneth C. Knowlton entwickelte BEFLIX-Sprache, die es Künstler*innen und Filmemacher*innen ermöglicht, Bitmap-Filme am Computer zu erstellen. Das Verfahren bestand darin, die Koordinaten der Bilder zu erfassen, die Informationen auf eine Karte zu stanzen und diese Karte in einen Computer einzuspeisen. Der Computer übertrug dann die Informationen auf ein Magnetband und druckte die grafischen Formen auf 35-mm-Film. Dieser visuelle Essay kombiniert computergenerierte Bilder mit gefilmten optischen Effekten, bei denen Farbe und Pigmente auf eine farbige Glasplatte gegossen werden. Auf diese Weise schafft Lillian Schwartz ein hybrides Werk, in dem Malerei und Computer aufeinandertreffen. Die Bilder werden von einem von Gershon Kingsley komponierten Soundtrack begleitet, der mit einem Moog-Synthesizer gespielt wurde.

In Enigma (1972) werden geometrische Formen wie Linien und Rechtecke in einer rhythmischen Animation mit Stroboskopeffekten in Szene gesetzt. Auch hier bearbeitete Schwartz die Bilder manuell und färbte das 16-mm-Filmmaterial ein. So zieht sich die Farbe in unterschiedlicher Dichte durch den Film, begleitet von einem von Richard Moore komponierten Soundtrack.

Das monochromatische Googolplex (1972) schließlich ist inspiriert von den Theorien des Polaroid-Erfinders Edwin Land über Farbwahrnehmung und Netzhautpersistenz. In den computergenerierten Bildern wechselt Schwartz in schnellem, fast hypnotischem Rhythmus zwischen positiven und negativen Räumen. Die Künstlerin produzierte den Sound, in dem sie gefundene Aufnahmen afrikanischer Musik zusammenmischte.