„Die Kulturindustrie produziert Stars: Kamera, Licht und Schnitt laden das Bild einer behaarten Brust, eines Augenaufschlags mit fiktiver sexueller Energie auf und die Zuschauer*innen geben dann viel Geld dafür aus, Kunstfiguren nahe zu kommen, die es nie gab.
Želimir Žilniks materialistische Filmkunst ist die Antithese dazu. Sein fröhlicher Umgang mit seinen Protagonist*innen, seine entspannte und gelassene Neugier auf die echten Menschen lässt deren Lebenslust, deren Körperlust in seine Filme hineinwachsen – als einen widerspenstigen Eigensinn, der den ungerechten Verhältnissen selbstverständlich und manchmal ganz unbewusst die Stirn bietet.
Nie lässt er die Entrechteten als Beweismaterial für seine Weltanschauung auftreten. Immer sind sie Advokat*innen ihres eigenen Begehrens, ihrer Lebenspläne, der Lust ihrer nicht perfektionierten Muskeln, Hintern, Füße, Wünsche, Pläne, Zähne. Das füllt seine Filme mit schmatzender Sinnlichkeit und anarchischem Witz. Sie lenken das Begehren des Publikums nicht auf die Leinwandstars, sondern auf die realen, unperfekten Menschen in ihrem – unserem – eigenen Leben.
Wir kommen aus Žilniks Kino, küssen den Nächstbesten und machen dann miteinander Revolution.“
Tina Leisch ist Film-, Text- und Theaterarbeiterin und politische Aktivistin.
Meine Sicht ist eine Programmreihe, bei der Expert*innen, Laien und interessante Menschen eingeladen sind, ihre persönliche Sicht auf die Ausstellung zu präsentieren.