Heinz Frank (1939 – 2020)
„Inwändig leibt auswändig“ lautet einer der stets poetisch-philosophischen Titel seiner skulpturalen und malerischen Werke, die Heinz Frank im Frühjahr 2019 zu seiner retrovisionären Installation Der Winkel des Endes kommt immer von hinten für die Kunsthalle Wien am Karlsplatz kombiniert hat. „Retro“ im Sinne sowohl eines Rückblicks auf sein vielgestaltiges Werk seit den 1960er-Jahren als auch seines Prinzips des Sampelns alter Kulturtechniken und -stile mit gefundenen und neu erfundenen Formelementen, „visionär“ dank seiner sich dort manifestierenden Gedankenwelt, in der zusammengehört, was im rationalistisch-ökonomisch geprägten Alltagsgetriebe als ungleichwertig behandelt und geflissentlich separiert wird: Vernunft und Emotion. Von Heinz Frank lernen wir, dass beides interdependent und somit auch als gleichwertig zu erachten ist: Was den Mensch zum Menschen macht, ist der Gedanke, der gefühlt wird, und umgekehrt. So lautete eine seiner zentralen Devisen, die durchaus auch als Appell zu verstehen sind: „Gefühltes denken und Gedachtes fühlen“.
Seit Sonntag, dem 23. August 2020, leibt Heinz Frank zu unserem allergrößten Bedauern nicht mehr „inwändig“, seine Ver-Dichtungen philosophischer und bildnerischer Ein- und Ausfälle aber leben „auswändig“ weiter und fort in einer Zeit, in der es sich als besonders dringend erweist, Orientierungshilfen zur Unterscheidbarkeit von Realität und Wahrheit sowie reiner Suggestion und Manipulation gereicht zu bekommen. Wir sind Heinz Frank dankbar für seine in die Tiefe unserer Existenz lotenden Leitfäden, deren Betrachtung stets auch humoristisch-intellektuelle Freude bereitet.
Lucas Gehrmann für das Team der Kunsthalle Wien