Vera Molnár (geb. 1924, Budapest – gest. 2023, Paris) war eine Pionierin der computerbasierten und Generativen Kunst. Seit den späten 1950er-Jahren verwendete sie einfache Algorithmen, um abstrakte Gemälde und Zeichnungen zu komponieren, und bezeichnete ihren Schaffensprozess als „imaginäre Maschine“. Im Jahr 1968 erhielt sie Zugang zu einem Computer und erstellte nach dem Erlernen der Programmiersprache FORTRAN die Serie Interruptions auf Papier, von denen eine Arbeit hier ausgestellt wird. Ausgehend von einem Raster wendete die Künstlerin auf jede der Linien eine zufällige Drehung an, und schuf so eine unregelmäßige Komposition aus gegensätzlichen Elementen. Anschließend wies Molnár das Programm an, bestimmte Bereiche nach dem Zufallsprinzip zu löschen, was zu Unterbrechungen in der Komposition führte. 1974 entwickelte sie zusammen mit ihrem Ehemann François Molnár eine eigene Software, Molnart. Aus dieser Zeit stammt auch die Hypertransformationen Serie (1974), die auf einem quadratischen Motiv basiert, dessen gerade Linien sie durch wellenförmige ersetzte, wobei sie mit den Prinzipien der Verdoppelung und Wiederholung spielte.
In der Arbeit Lettres à ma mère (1988, in einer Vitrine gezeigt) verwendete die Künstlerin den Computer, um die Handschrift ihrer Mutter neu zu interpretieren. Molnár beschreibt sie als „gleichmäßig, streng, gotisch, doch je mehr sich die Zeile dem Seitenrand näherte, wurde sie nervöser, unruhiger, beinahe hysterisch.“ Im Lauf der Jahre bemerkte sie, dass die Briefe immer aufgewühlter wurden. Als ihre Mutter aufhörte, ihr zu schreiben, simulierte Molnár die Briefe „für sich selbst“ mithilfe des Computers.