Hinter die Kulissen der Talk- und Quizshow führt „Worte und Spiele“. Farocki übernimmt dabei die Rolle des stillen Beobachters, der auf eingesprochene Kommentare, Interviews und Dramaturgie verzichtet. Nicht die Shows selbst stehen im Mittelpunkt seiner Aufnahmen, sondern das Verhalten der eingeladenen Gäste und der Moderatoren, ihre Gespräche vor und nach den Sendungen. „Die Alltagsmenschen folgen einem Aufruf, der über Bildschirmtext ergeht, nach einer Vorauswahl werden sie von Producern und Betreuern in Scharen in Empfang genommen. Die Betreuer im Studentenalter erklären die Spielregeln und üben den Auf- und Abtritt, erfragen und repetieren Lebensgeschichten. Sie sollen die täglich mehrfach umgeschlagenen Massen raffinieren, mit Engelssinn sind sie daran, ihnen etwas Ornament einzubleuen.“ (Harun Farocki)
Einen Vergleich der Strategien des Fernsehens der BRD und DDR in der Zeit des Mauerfalls zieht „Die führende Rolle“. Diesem Film gelingt es, das von nostalgisch-sentimentalen und paranoiden Zügen durchdrungene Selbst-Bild der ostdeutschen politischen Führung mit den gesendeten Fernsehnachrichten des Jahres 1989 in Zusammenhang zu stellen. „Die Diskrepanz zwischen der Eigen-Imago (versinnlicht in der Parade von 1987, als der Staat in Agonie lag) und dem realen Machtverlust ist es, was Farocki interessiert.“ (Eike Wenzel)
Im Rahmen der Ausstellung:
Televisions. Kunst sieht fern
Kunsthalle Wien Museumsquartier halle 1
18. Oktober 2001 – 06. Jänner 2002
Televisions – Kunst sieht fern‘ zeigt das populärste Medium des zwanzigsten Jahrhunderts aus dem Blickwinkel zeitgenössischer Kunst.