Antarktika. Ein Symposium zum Thema Entfremdung

Symposium
5/10 2018 17 — 21:30 Uhr
Museumsquartier

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

In einer Skizze zu einem Film schrieb der Regisseur Michelangelo Antonioni: „Die Gletscher der Antarktis rücken jährlich drei Millimeter auf uns zu. Ausrechnen, wann sie ankommen. In einem Film vorhersehen, was dann passieren wird.“ Wer Antonioni kennt, kann erahnen, was Thema eines solchen Films gewesen wäre. Im Bild der Eiswüste, metaphorisch verdichtet – ein Befund, so alt wie die Moderne: Entfremdung.

Heute weiß die Klimaforschung: mit einer Eiszeit ist vorläufig nicht zu rechnen. Die Polkappen dehnen sich nicht nur nicht aus, sie schrumpfen. Und auch jenseits des Klimatischen stehen die Zeichen auf Erwärmung: Affektivität und Kreativität haben das Primat der „bürgerlichen Kälte“ (Adorno) abgelöst. Authentisch ist das neue Cool. Ist der Entfremdungsbefund also Geschichte?

Als Auftakt zu Antarktika. Eine Ausstellung über Entfremdung veranstalten Tanzquartier Wien und Kunsthalle Wien von 4/10 – 6/10 2018 einSymposium zum modernen Entfremdungsbegriff. Von den entfremdungskritischen Kontinuitäten in der Geschichte moderner und zeitgenössischer Kunst bis zur (scheinbaren) Abwesenheit von Entfremdung in der „neuen Arbeitswelt“ wollen wir den Entfremdungsbefund erneut auf seine Evidenz und Produktivität prüfen.

Eintrittspreise:
Do / Fr EUR 5, Sa EUR 2
3-Tagespass EUR 10

Tickets an der Kassa der Kunsthalle Wien erhältlich.
Eintritt frei mit der TQW Card Gold und dem Kunsthalle Wien Jahresticket.

Programm Fr 5/10

17 – 21 Uhr
Michael Hirsch, Andreas Rumpfhuber: Arbeit und Entfremdung
Präsentationen und Podiumsdiskussion

Michael Hirsch: Emanzipatorische Entfremdungskritik. Überlegungen aus Sicht eines humanistisch-feministischen Neomarxismus
Der Vortrag fragt nach der Aktualität und der Relevanz des Entfremdungsbegriffs, wobei die Intention zugleich eine sozialphilosophische und eine politische ist. Zunächst soll der klassische Begriff der Entfremdung ausgehend von Marx‘ Frühschriften skizziert werden. In einem zweiten Schritt werden die Positionen des Neomarxismus des 20. Jahrhunderts (Marcuse und Adorno) beleuchtet werden. Abschließend soll einBlick auf die scheinbare Aufhebung von Entfremdung in zeitgenössischen „verwilderten“ Arbeitsregimen geworfen werden.

Dr. Michael Hirsch (*1966) ist Privatdozent für Politische Theorie und Ideengeschichte an der Universität Siegen. Er lebt als freier Autor und Dozent in München. Jüngere Buchveröffentlichungen sind: Logik der Unterscheidung. 10 Thesen zu Kunst und Politik (2015); Die Überwindung der Arbeitsgesellschaft. Eine politische Philosophie der Arbeit (2016); Symbolische Gewalt. Politik, Macht und Staat bei Pierre Bourdieu (2017, Mitherausgeber), Es gibt ein richtiges Leben im falschen. Philosophische Aphorismen (2018, erscheint demnächst)

Andreas Rumpfhuber: Einhegungen des Widerspruchs. Die Bürolandschaft und ihr zeitgenössisches Erbe
Gegenwärtig werden wir Zeuge eines Revivals und einer zeitgenössischen Neu-Interpretation und Variation der Bürolandschaftsgestaltung: Sei es SANAAs „Landscape“ ( – im buchstäblichsten Sinne –) für das Rolex Learning Center in Lausanne, sei es Frank Gehrys Facebook Open Plan Office in Paolo Alto, California, oder OMAs Springer Campus Design in Berlin, um nur einige besonders prominente Beispiele zu nennen. Diese neue Welle von Projekten in der Tradition der Bürolandschaft gibt Anlass zu einer neuerlichen Betrachtung des Konzepts: Welche andere Vision von Arbeit setzt es dem Befund der entfremdeten Arbeit entgegen?

Andreas Rumpfhuber ist Architekt und Architekturtheoretiker in Wien. Im Rahmen von Publikationen, Forschungsprojekten und Workshops – oft im internationalen Kontext – beleuchtet er Phänomene wie die Arbeitswelt, den Wohnbau oder Fragen der Nachverdichtung der Stadt. Rumpfhuber ist zur Zeit Gastprofessor am Institut für Städtebau der TU Wien.


18 – 21:30 Uhr
Antonia Baehr, Latifa Laâbissi & Nadia Lauro: Consul und Meshie
Performance

Die beiden Schimpans/innen Consul und Meshie lebten Anfang des 20. Jahrhunderts unter Menschen und betrachteten sich schließlich selbst als solche. Antonia Baehr und Latifa Laâbissi eignen sich ihre Identitäten frei inspiriert von den Biografien der beiden historischen Figuren an: Haarig und freizügig, unverschämt und schamlos, gut angezogen und anzüglich, besetzen diese beiden Hybriden eine visuelle Installation von Nadia Lauro, die sich in die Kunsthalle Wien einnistet. Vom freigestellten Innenraum einer Limousine aus stellen sich Consul Baehr und Meshie Laâbissi für die Dauer von über drei Stunden zur Schau, während das Publikum nach Belieben kommt und geht.

Antonia Baehr lebt und arbeitet als Choreografin, Performerin, Filmemacherin und bildende Künstlerin in Berlin. Ihre Stücke zeichnen sich durch eine nicht-disziplinäre Arbeitsweise aus, die die Fiktion des Alltäglichen und die Fiktion des Theaters untersucht.

Latifa Laâbissistudierte zeitgenössischen Tanz in Frankreich und am Cunningham Studio in New York. In ihren Arbeiten mischt Laâbissi unterschiedliche Genres und hinterfragt herkömmliche Formate.

Nadia Lauro ist bildende Künstlerin und Bühnenbildnerin und bewegt sich mit ihrem Schaffen seit mehreren Jahrzehnten in unterschiedlichen Zusammenhängen wie Theater, Landschaftsarchitektur und Museum.

Programm Do 4/10

19 Uhr
Nina Power: Wer ist das Subjekt der Entfremdung?
Vortrag. Mehr…

18 – 21:30 Uhr

Antonia Baehr, Latifa Laâbissi & Nadia Lauro: Consul und Meshie
Performance. Mehr…

Programm Sa 6/10

15 Uhr
Präsentation des Labors: Über ästhetische Strategien der Verfremdung.Mehr…

17 – 21 Uhr
Marina Vishmidt,Kerstin Stakemeier, Angela Dimitrakaki: Beyond Alienation
Präsentationen und Podiumsdiskussion. Mehr…

 

Ausstellung