Antarktika. Ein Symposium zum Thema Entfremdung

Symposium
6/10 2018 15 — 21 Uhr
Museumsquartier

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In einer Skizze zu einem Film schrieb der Regisseur Michelangelo Antonioni: „Die Gletscher der Antarktis rücken jährlich drei Millimeter auf uns zu. Ausrechnen, wann sie ankommen. In einem Film vorhersehen, was dann passieren wird.“ Wer Antonioni kennt, kann erahnen, was Thema eines solchen Films gewesen wäre. Im Bild der Eiswüste, metaphorisch verdichtet – ein Befund, so alt wie die Moderne: Entfremdung.

Heute weiß die Klimaforschung: mit einer Eiszeit ist vorläufig nicht zu rechnen. Die Polkappen dehnen sich nicht nur nicht aus, sie schrumpfen. Und auch jenseits des Klimatischen stehen die Zeichen auf Erwärmung: Affektivität und Kreativität haben das Primat der „bürgerlichen Kälte“ (Adorno) abgelöst. Authentisch ist das neue Cool. Ist der Entfremdungsbefund also Geschichte?

Als Auftakt zu Antarktika. Eine Ausstellung über Entfremdung veranstalten Tanzquartier Wien und Kunsthalle Wien von 4/10 – 6/10 2018 einSymposium zum modernen Entfremdungsbegriff. Von den entfremdungskritischen Kontinuitäten in der Geschichte moderner und zeitgenössischer Kunst bis zur (scheinbaren) Abwesenheit von Entfremdung in der „neuen Arbeitswelt“ wollen wir den Entfremdungsbefund erneut auf seine Evidenz und Produktivität prüfen.

Eintrittspreise:
Do / Fr EUR 5, Sa EUR 2
3-Tagespass EUR 10

Tickets an der Kassa der Kunsthalle Wien erhältlich.
Eintritt frei mit der TQW Card Gold und dem Kunsthalle Wien Jahresticket.

Programm Sa 6/10

15 Uhr
Claudia Bosse
jeder sollte sich von sich selber entfernen, sonst
fällt der schrecken weg, der zum erkennen nötig ist (Bertolt Brecht)
über ästhetische strategien derverfremdung
TQW Studios, Eintritt frei

Am 6. Oktober präsentieren Claudia Bosse und die Teilnehmer/innen des Labors jeder sollte sich von sich selber entfernen, sonst fällt der schrecken weg, der zum erkennen nötig ist (Bertolt Brecht). über ästhetische strategien der verfremdung die Ergebnisse ihrer Recherchen. Das Labor öffnet einen Raum zwischen Künstler/innen und Denker/innen zu künstlerischen Methoden der Verfremdung. Verfremdung als Strategie der Verschiebung von Perspektiven und Konstellationen durch spezifische ästhetische Verfahren. Verfremdung als (aus)handelnde Vergegenwärtigung von Phänomenen, gesellschaftlichen Gegebenheiten oder Normen in der Kunst, der Politik, dem Körper, der Ökonomie, dem Wissen, der Gesellschaft. Verfremdung versus Entfremdung. Mit Claudia Bosse, Abdalla Daif, Barbara Holub, Anne Juren, Sophie Klimis, Lucie Strecker, Yosi Wanunu

Claudia Bosse lebt in Wien und Berlin und ist Künstlerin, Choreografin und künstlerische Leiterin von theatercombinat. Seit ihrem Studium der Theaterregie in Berlin arbeitet sie im Bereich des (experimentellen) Theaters zwischen Installation, (Raum-)Choreografie, urbaner Intervention und generiert politische Hybride als immer raumspezifische Settings für unterschiedliche Öffentlichkeiten.

17 – 21 Uhr
Marina Vishmidt, Kerstin Stakemeier,Angela Dimitrakaki:Beyond Alienation
Präsentationen und Podiumsdiskussion

Marina Vishmith: Relatable Alienation – Die Logik und Geschichte einer Idee
Dieser Vortrag ist eine Problematisierung der These, der zufolge Kunst durch ihren besonderen, nicht-entfremdeten Charakter wesentlich von anderen Formen von Arbeit unterschieden sei. Ausgangspunkte dafür sind: 1. die Rekonstruktion von Marx‘ Unterscheidung zwischen Entfremdung und Vergegenständlichung als Basis für eine Kritik der zeitgenössischen affirmativen Bezugnahmen auf Entfremdung; 2. die Fragestellung was an künstlerischer Arbeitentfremdet ist und was nicht; 3. die Frage nach der gesellschaftlichenFunktion von Exzeptionalität“. (Vortrag auf Englisch)

Marina Vishmidt ist Autorin, Herausgeberin und Dozentin am Goldsmiths, University of London, wo sie einen Masterstudiengang in Culture Industry leitet. Von 2014-2018 leitete sie ein Theorieseminar am Dutch Art Institute. Sie publiziert in akademischen und anderen Kontexten im Bereich politischer Ökonomie, Kunst, Politik und Philosophie. Sie ist Co-Autorin von Reproducing Autonomy: Work, Money, Crisis and Contemporary Art (mit Kerstin Stakemeier) (Mute, 2016) sowie von Speculation as a Mode of Production (Brill, 2018).

Kerstin Stakemeier: Die ästhetischen Eigenschaften der Entfremdung

In den ästhetischen Theorien des 20. Jahrhunderts ist Entfremdung als Ursünde des modernen Subjekts konzipiert: Sie bezeichnet seine Trennung von derjenigen Welt, die er kapitalisierte. Aber Entfremdung ist weit mehr als das: Unsere Entfremdung ist das Eigentum an uns selbst. In ihrem Vortrag spürt Kerstin Stakemeier den historischen und zeitgenössischen Verbindungslinien zwischen ästhetischen Praxen nach, die dieses Selbst-Eigentum mit Dynamiken einer möglichen Selbst-Enteignung konfrontieren. Dabei begreift sie Entfremdung weniger als Sünde, denn als konstitutives Privileg. (Vortrag auf Englisch)

Kerstin Stakemeier lebt als Autorin und Dozentin in Berlin. Sie ist Professorin für Kunsttheorie und -vermittlung an der Akademie der Bildenden Künste Nürnberg. Sie war Researcherin an der Jan van Eyck Academy und unterrichtete u. a. an der Leuphana Universität Lüneburg, Freien Universität Berlin, der Bauhaus-Universität Weimar. Sie Autorin von Entgrenzter Formalismus. Verfahren einer antimodernen Ästhetik (b_books, 2017).

Angela Dimitrakaki: Left with TINA: Entfremdung und Anti-Kommunismus
Wir leben inmitten einer entgrenzten Kultur des Dagegenseins, des Anti. Die prominenteste unter den zeitgenössischen Strategien des Dagegen seins trägt den Namen Anti-Kapitalismus. Dieser Vortrag versucht den ideologischen Horizont jenes „Anti“ zu problematisieren, indem er es mit der historisch erfolgreichsten Kampagne des Kapitalismus in Beziehung setzt, die ihrerseits unter einem Anti firmiert: dem Anti-Kommunismus. (Vortrag auf Englisch)

Angela Dimitrakaki ist Autorin und Dozentin für zeitgenössische Kunstgeschichte und -theorie an der University of Edinburgh, wo sie das Programm MSc Modern & Contemporary Art leitet. Sie ist Autorin von Gender, ArtWork and the Global Imperative (2013) and Economy: Art, Production and the Subject in the 21st Century (2015, hrsg. zusammen mit Kirsten Lloyd). Angela Dimitrakaki ist außerdem mehrfach ausgezeichnete Romanautorin. Einer ihrer ersten Romane, Αντaρκτική(Antarctica 1997, neu durchgesehen 2006), befasst sich mit der Transformation des Subjekts in den globalisierten Lebenswelten der Gegenwart.

Programm Do 4/10

19 Uhr
Nina Power: Wer ist das Subjekt der Entfremdung?
Vortrag. Mehr…

18 – 21:30 Uhr

Antonia Baehr, Latifa Laâbissi & Nadia Lauro: Consul und Meshie
Performance. Mehr…

Programm Fr 5/10

17 – 21 Uhr
Michael Hirsch, Andreas Rumpfhuber: Arbeit und Entfremdung
Präsentationen und Podiumsdiskussion. Mehr…

18 – 21:30 Uhr
Antonia Baehr, Latifa Laâbissi & Nadia Lauro: Consul und Meshie
Performance. Mehr…

 

Ausstellung