Originalität ist ein relatives Konzept in Literatur und Kunst: Ideen sind dazu verdammt, immer wieder aufs Neue aufgegriffen zu werden. Das war nicht immer ein Problem. Erst als in der Romantik die Vorstellung des Autors als „einsames Genie“ entstand, entwickelte sich Originalität zum höchsten aller literarischen Werte.
Unter Anleitung des Künstlers Gareth Long werden Sie die Anmaßungen von Einzigartigkeit und Originalität hinter sich lassen. Er wird die Teilnehmenden nicht nur mit seiner künstlerischen Praxis und mit der Idee des konzeptionellen Lesens bekannt machen, sondern sie auch auf eine Exkursion mitnehmen: Die Teilnehmenden arbeiten aktiv an einem Text, der die Chronik ihres eigenen Lesens widerspiegelt. Es soll ein neuer Text erstellt werden (Länge, Stil und Genre sind dabei egal), der aus Büchern und Texten anderer „gekidnapped“ wird. Das Seminar versteht sich als eine „offene Spielwiese des Plagiats“ – Hommage, Imitation, Zitat, Remix, Pastiche, Textbaustelle und Mischmasch resultieren am Ende in einem neuen Werk.
Gareth Long stammt aus Toronto, Kanada und lebt zurzeit in London. In Longs Arbeiten geht es hauptsächlich um Prozesse der Übertragung, der Übersetzung und der Zusammenarbeit und darum, wie durch diese Methoden der Begriff der Autorschaft in künstlerischen und literarischen Traditionen infrage gestellt wird.
Die Seminare der Kunsthalle Wien bieten eine intensive Auseinandersetzung mit zeitgenössischer Kunst und damit verbundenen Themen und Fragestellungen. Sie entstehen in enger Zusammenarbeit mit Künstler/innen, die an den Ausstellungen der Kunsthalle Wien beteiligt sind, und anderen Expert/innen auf dem Gebiet der Gegenwartskunst. Theorie und Praxis, Analyse und eigenständiges Umsetzen eigener Ideen stehen bei den jeweils mehrtägigen Veranstaltungen gleichwertig nebeneinander. Die Zahl der Teilnehmer/innen ist auf maximal 15 begrenzt.
Anmeldung unter vermittlung@kunsthallewien.at