Die serbische Schriftstellerin und Dramaturgin Biljana Srbljanović, international bekannt geworden durch ihr Belgrader Kriegstagebuch Belgrader Trilogie von 1999, das während des NATO-Krieges gegen Jugoslawien entstand und auszugsweise im Spiegel abgedruckt wurde, liest aus ihren früheren Schriften und kommentiert damit die Gegenwart. Dabei fühlt sich Srbljanović der kritischen Denktradition Thomas Bernhards verpflichtet, und dies nicht ohne eine Prise Selbstironie. Die mit dem kryptischen Titel Bernhard-Kugeln angekündigte, in ein Interview und Lesung aufgeteilte Veranstaltung lässt provokativ in der Schwebe, mit welchen Querbezügen, Analogieherstellungen, Abgrenzungsmanövern und Selbstermächtigungsstrategien Srbljanović das Publikum konfrontieren möchte. Dabei drängen sich Fragen auf wie die nach der gesellschaftspolitischen Relevanz zeitgenössischer Literatur sowie nach der Erwartungshaltung gegenüber Schriftstellern der Gegenwart, und inwiefern Strategien wie Provokation und Übertreibungskunst zur Thematisierung von Gesellschaftskritik heute überhaupt noch (oder ernst recht wieder) greifen.
Cathérine Hug (*1976) ist seit 2008 Kuratorin der Kunsthalle Wien. Sie lebt und arbeitet in Wien.
Biljana Srbljanović (*1970) ist Schriftstellerin und Dramaturgin. Sie lebt und arbeitet in Paris.