In der Reihe Screen Time zeigen wir zwei Filme von Želimir Žilnik: Die Arbeitslosen (1968) und So wurde Eisen gehärtet (1988). In beiden Filmen beschäftigt sich Žilnik – mit politischer Klarheit und voller Humor – mit den Kämpfen der Arbeiter*innen und damit wie diese von den politischen Systemen, die ihr Arbeitsleben kontrollieren, oft vernachlässigt werden. Die Filme sind eine Woche lang online verfügbar.
Die Arbeitslosen
Jugoslawien • 1968 • 13 min • 35 mm • Schwarzweiß
In Die Arbeitslosen geht Žilnik der Frage nach, in welche Situationen Menschen geraten, deren Arbeitskraft infolge einer Wirtschaftsreform, die in Jugoslawien teilweise einen freien Markt einführte, plötzlich überflüssig geworden war. In Interviews sprechen die Betroffenen über ihre Zweifel und ihre Ratlosigkeit, hatten sie doch geglaubt, der Sozialismus würde ihre soziale Sicherheit stärken. Sie kritisieren die parasitäre staatliche Bürokratie sowie die Ausschaltung von Gewerkschaften und die Vernichtung jeglichen revolutionären Elans. Viele wollen ihr Land verlassen, um in Westdeutschland zu arbeiten, das mit Jugoslawien damals eine Vereinbarung geschlossen hatte, die einer bestimmten Anzahl von jugoslawischen Gastarbeiter*innen in der BRD Arbeit garantierte.
So wurde Eisen gehärtet
Jugoslawien • 1988 • 101 min • 35 mm • Farbe
„Du bist ganz anders, wenn du es endlich schaffst, ein bisschen herunterzukommen.“ Das Lob für den überdrehten Stahlarbeiter Leo (Lazar Ristovski) steht am Ende einer emotionalen Bildungsgeschichte, die Žilnik als derbe Geschlechterkomödie inszeniert. Die Konfusionen von toxischer Männlichkeit und Frauenfantasien der 1980er-Jahre werden darin so lange vorangetrieben, bis alles in einen selbstbezüglichen Bilderwitz münden kann. Die Abwicklung der Schwerindustrie ruft einen westlichen Kunstsammler auf den Plan, der die gesamte Stahlfabrik – und Leo gleich mit – als Kunstobjekt übernehmen will: Höhepunkt (und Abgesang) des sozialistischen Realismus! (Text: Robert Weixlbaumer/Viennale)
Der Film So wurde Eisen gehärtet wurde im Rahmen der Zusammenarbeit der Kunsthalle Wien und der Viennale während des Festivals im Oktober 2020 gezeigt.