„Donaustädter Mozart-Projekt“

Veranstaltung
5/12 2006 19 Uhr
Karlsplatz

Christl Greller liest aus ihrem Lyrik-Zyklus „zartART“. Milu Löff-Löffko stellt Originale ihres im Buch vorgestellten Bilder-Zyklus „Alles Mozart!?“ aus. Richard Fuller spielt live auf dem Fortepiano.

Eröffnung: Stadtrat Andreas Mailath-Pokorny
Einführung zu Künstlern und Werk: SR Dr. Helmut Kretschmer, Präsident der Mozartgemeinde Wien

Dreifach künstlerischer Zusammenklang als Ergebnis einer mehr als zwei Jahre währenden „work in progress“-Aktion:
„Donaustädter Mozart-Projekt“

Christl Greller: Lyrik-Zyklus „zartART“
Milu Löff-Löffko: Bilder-Zyklus „Alles Mozart!?“
Richard Fuller: CD „Mozarts Wiener Jahre“ auf historischen Instrumenten

Die vielseitige Bildende Künstlerin Milu Löff-Löffko befasste sich bereits in den späten Achtzigerjahren mit dem „Phänomen“ Mozart. Seine Musik und Persönlichkeit stellen für sie eine unerschöpfliche Quelle der Inspiration dar. Durch diese intensive Beschäftigung entwickelte sich eine Art Seelenverwandtschaft. Deshalb lässt es sie nicht kalt, wie unsensibel und pietätlos Mozart als Imageträger für buchstäblich ALLES herhalten muss. Es entstand ein umfangreicher und immer noch wachsender Bilder-Zyklus, der von Anfang an ALLES MOZART!? hieß. Dabei ist das „?“ von herausragender Bedeutung. Milu Löff-Löffko stellt damit geistreich und humorvoll die Vereinnahmung des Meisters durch die Gesellschaft und die gängigen Mozart-Klischees in Frage. Ihre Bilder faszinieren nicht nur auf Grund der neu in Szene gesetzten altmeisterlichen Technik und der brillanten zeichnerischen Fähigkeiten: In fantasievollen, gesellschaftskritischen oder philosophischen Visionen bringt sie den Menschen Wolfgang Amadé und sein Umfeld dem Betrachter nahe. Milu Löff-Löffko wagt nicht nur einige seiner Klavierwerke und sogar Teile des Requiems visuell zu deuten, sie transformiert auch Bühnenwerke ins Bild. Tatsächlich ist ein Mozart-Zyklus dieser Reichhaltigkeit in der Welt der Bildenden Kunst einzigartig. Im Buch kann daher auch nur eine Auswahl gebracht werden. Bereits 2005 wurde sie von dem renommierten österreichischen Musik- und Verlagshaus Doblinger als „die“ zeitgenössische Mozart-Malerin entdeckt, und ihr Mozart wurde als Aushängeschild des Unternehmens für das Mozartjahr 2006 auserkoren.

Richard Fuller, Spezialist für historische Tasteninstrumente, hat im Laufe seiner jahrelangen Konzerttätigkeit sämtliche Klaviersonaten und Klavier-Kammermusikwerke Mozarts immer wieder öffentlich aufgeführt. Mit Herannahen des 250. Geburtstages des Komponisten begann der weltweit bekannte Pianist mit der Erarbeitung eines Programms, das speziell Mozarts Werke der Wiener Jahre (1781-1791) herausstellen sollte. Dem ausschließlich auf historischen Instrumenten vorgetragenen Programm entspricht nichts Vergleichbares von anderen Pianisten, es ragt damit aus den vielen Mozart-Einspielungen durch seine Einzigartigkeit heraus. Mozart war auch der Punkt, an dem sich die künstlerischen Wege von Richard Fuller als Interpret und Milu Löff-Löffko sowie Christl Greller mit ihren eigenen Schöpfungen trafen. In acht Aufführungen präsentierte das „Donaustädter Mozart-Projekt“ rund um Mozarts 250. Geburtstag neben dem musikalischen Vortrag auch jeweils eine Ausstellung von Milu Löff-Löffko und eine Lesung von Christl Greller. Aus der Fülle des Musik-Programms wurden für die hier beigelegte CD diejenigen Stücke ausgewählt, die im Rahmen von Mozarts Schaffen entweder als bahnbrechend bezeichnet werden müssen (z.B. Lieder) oder die stilistisch und qualitativ von einer im Endstadium befindlichen hohen künstlerischen Entwicklung des Komponisten gekennzeichnet sind (z.B. die Fuge c-moll für 2 Klaviere KV 426 oder die Klaviersonate F-Dur KV 494/533).

Impuls zur literarischen Arbeit über Mozart erhielt die Dichterin Christl Greller von Richard Fuller, den sie von früherer Zusammenarbeit kannte. Das Ergebnis dieser Anregung ist ein über fünfzigteiliger Lyrik-Zyklus, der im Laufe von zwei Jahren hauptsächlich zur Klaviermusik Mozarts entstand. Die Gedichte tragen keine Titel, sondern sind wie beim Köchel-Verzeichnis nach ihrer Entstehung nummeriert. Die Reihenfolge hier im Buch orientiert sich an Mozarts Lebenslauf. Christl Grellers intensive musische Auseinandersetzung mit dem – scheinbar – bekannten Komponisten beschäftigt sich nicht nur mit seiner Musik. Ihre Mozart-Interpretation nimmt sich im besonderen um das Verhältnis von Mozart-Mensch zu Mozart-Genie an, geht auch vom Schrecken der Genialität aus, vom Er-schrecken über sie und von ihrem kometenhaften Wesen. Das Befremdliche im scheinbar Geläufigen, das Straucheln und Abdriften vom normalen Weg – wie in ihren anderen Arbeiten fasziniert und irritiert es auch hier. Auch die ständige Begegnung mit dem Tod, Mozarts gefürchtetem Freund, ist Thema. Christl Greller zählt zu den ganz Wenigen, die je Gedichte über Mozart geschrieben haben. Ihr Zyklus „zartART“ ist einzigartig in seiner sinnlichen und bildhaften Sprache und im Zusammenklang mit Bild und Musik.