George van Dam

Musik
25/5 2013 19:15 Uhr
Museumsquartier

Die Musik von Johann Sebastian Bach spielt im Schreiben von Thomas Bernhard eine große Rolle. In seinem Roman „Der Untergeher“ (1983) über drei ehrgeizige Pianisten setzt er sich intensiv mit Glenn Gould auseinander, der seine Persönlichkeit auslöscht und zur „Kunstmaschine“ wird. In „Alte Meister“ (1985) spricht ein Musikgelehrter unentwegt über Musik von Brahms, Bach, Schubert, Wagner, und Mozart sowie die (klassische) Musik als tröstenden „Überlebenszweck“. Auch der artistische Schreibstil Bernhards, seine gezielt eingesetzten Repetitionen und Satzkaskaden, lassen sich mit der mathematischen Präzision der Kompositionen Bachs vergleichen. Die Virtuosität seiner „Zweiten Partita in d-Moll für Solo-Violine“ (1717–23) zählt zu den Herausforderungen eines jeden Geigers. Die abschließende Chaconne, deren Umfang den Rahmen des übrigen Werks sprengt, läuft in freien Variationen über eine mehrtaktige, wiederholte Bassfigur ab. Dieser Satz umfasst 32 Variationen und zeichnet sich durch zehn Variationen in Dur aus, die in seiner Mitte stehen.


George van Dam (*1964) ist Violinist und Komponist. Er lebt und arbeitet in Brüssel. Van Dam ist Mitbegründer des Musikensembles “Ictus”.