Für die sozialdarwinistische Leistungsgesellschaft von heute mag die Künstlerfigur des Dandys oder Flaneurs/der Flaneuse nostalgisch und überholt wirken – die „Sehnsucht nach Individualismus“ ist aber virulenter denn je. Auch das Turbo-Ego der ManagerInnen unterliegt der Begehrlichkeit nach souveräner Subjektivität, zumindest im Bereich des „LifeStyles“, wenn man schon zu keiner „LebensArt“ fähig ist. Können KünstlerInnen, wenn sie von der konsequenten Radikalität der Infragestellung unserer Gesellschaft „beseelt“ sind, für die Protagonisten eines properen Managmentabsolutismus noch zum Idol werden, selbst wenn dieser „Absolutismus“ kein „aufgeklärter“ ist? Allerdings wird Kunst, mit der man sich nicht schmücken kann, „außen vor“ bleiben, wenn sich nicht die Geschmacksintelligenz des Publikums dahingehend emanzipiert, sich selbst und den Zwang der eigenen Lebensentwürfe radikal zu hinterfragen.
Herbert Lachmayer (*1948) ist Philosoph. Er lebt und arbeitet in Wien. Lachmayer lehrt an der Universität für künstlerische und industrielle Gestaltung Linz, an der Universität der Künste Berlin, an der Universität Wien und an der Bauhaus Universität in Weimar. An der Stanford University in Kalifornien hat er eine Gastprofessur.
Vanessa Joan Müller (*1968) ist Dramaturgin der Kunsthalle Wien. Sie lebt und arbeitet in Wien.