Ein wesentlicher Aspekt im Werk von Isa Genzken besteht darin, jeden Versuch, ihre künstlerische Praxis als Abfolge verschiedener Werkphasen zu beschreiben, erfolgreich zu konterkarieren. Vor allem retrospektive Ausstellungen offenbaren ein komplexes System aus Verweisen, Rückbezügen und experimentellen Neuaufnahmen, dessen Logik der Bruch mit dem Vorangegangenen scheint. Das liegt auch daran, dass Genzken nicht strategisch agiert, sondern aus dem Experiment heraus ihre Formensprache findet, diese eine Zeitlang verfolgt und intensiviert, um dann eine neue Richtung einzuschlagen. Zugleich bezieht sie sich immer wieder auf kunsthistorische Vorbilder, denen sie, genauso wie ausgewählten Ikonen der Popkultur, ihre Reverenz erweist: Mona Lisa, Michael Jackson oder Jasper Johns. Ergebnis ist eine Sprache des Skulpturalen, die aus den Trümmern unserer Gegenwart bildmächtige Allegorien des sozialen und politischen Zustands der Welt formuliert.
Isa Genzken (*1948) ist Künstlerin. Sie lebt und arbeitet in Berlin. 2007 bespielte sie den Deutschen Pavillon auf der 52. Venedig Biennale. 2009 zeigte das Museum Ludwig in Köln eine umfassende Retrospektive.
Nicolaus Schafhausen (*1965) ist seit Oktober 2012 Direktor der Kunsthalle Wien.