Die Ausstellung Kidnappers Foil des kanadischen Künstlers Gareth Long zeigt erstmalig eine Zusammenstellung der historischen Filme von Melton Barker und ermöglicht darüber einen faszinierenden Einblick in die ästhetische, soziale und technologische Textur des Amerikas der Mitte des letzten Jahrhunderts.
Der amerikanische Filmemacher Barker machte sich bereits in den 1930er Jahren das Bedürfnis der Menschen nach Ruhm und Aufmerksamkeit zunutze. Fast vierzig Jahre lang entwickelte er mit den Bewohner/innen zahlreicher Kleinstädte den gleichen melodramatischen Film: The Kidnappers Foil. Der Plot dreht sich um ein kleines Mädchen, das bei seiner Geburtstagsfeier entführt wird, jedoch von einer großen Kinder-Suchmannschaft gerettet werden kann. Nach der Befreiung findet eine Party statt, bei der alle Kinder ihre musikalischen Talente vorführen.
Die Produktion der Filme ließ sich Barker durch Kooperationen mit örtlichen Kinos und Zeitungen finanzieren und bewerben. Gleichzeitig bot er den Laiendarsteller/innen gegen ein paar Dollar „Schauspielstunden“ an. Ein paar Wochen nach dem Dreh wurde The Kidnappers Foil zur Freude des örtlichen Publikums aufgeführt. Etwa 75 Möchtegern-Shirley Temples und Jackie Coopers schafften es so einmal in ihrem Leben auf die große Leinwand.
Barkers einzigartiges Projekt resultierte in unzähligen Wiederholungen desselben Films. Eben dieser Aspekt interessiert Gareth Long, dessen künstlerische Praxis an Formen und Konzepten von Serialität sowie Formen von Mediengeschichte interessiert ist. Für die Kunsthalle Wien projiziert der Künstler 15 Versionen von The Kidnappers Foil auf separate Leinwände, wodurch mehrere Versionen zeitgleich betrachtet werden können. Bilder und Ton fließen ineinander und lassen eine mehrteilige Installation entstehen, welche die Spannung zwischen Differenz und Wiederholung, Originalität und Serialität betont.