In der Ausstellung „Lebt und arbeitet in Wien II – 23 Zeitgenossen“
TNT Jackson // The Very Pleasure (Fritz Ostermayer/Oliver Welter)
moving patterns:
4 Abende (24.6., 1.7., 8.7., 15.7.) zeitgenössische Musik von Elektronik bis Pop.
Beginn jeweils 21 Uhr
Eintritt: € 10,- / ermäßigt € 7,-
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TNT Jackson – Subversive Beats jagen durch den Raum, es kracht, wimmert und kreischt und es grooved gehörig. Drei Personen stehen auf der Bühne, einer krabbelt gerade Zigaretten rauchend die Wände hoch, einer zertrümmert seine Gitarre und der dritte sitzt am Boden und singt mit erhobenem Zeigefinger ins Mikrophon. Alle tragen die selbe Kluft und jeder eine Armbinde mit den Buchstaben T, N und T an ihren Ärmeln. TNT jackson geben sich unverkennbar die Ehre.
Streit ist der Vater vieler Dinge. Dieser griechische Spruch gilt auch bei TNT Jackson. Denn hätten die drei Jungs sich nicht bei einem Festival mächtig in die Haare gekriegt, gäbe es deren Musik heute wahrscheinlich gar nicht.
1999 kamen Justus Köhlermann als Schreiber für „Sweatmag“, Pascal als Bandleader von „Push“ und Kid Soylent von den fabulösen „Kid Soylent & The Maneaters“ auf das legedäre Pleasure Storm Festival in Norwich und gerieten dort backstage aneinander.
Aus Ärger über die Verspätung von für Push als Support spielenden KS&TM kam Pascal mitten während eines Interviews sturzbetrunken in deren Backstageraum und zertrümmerte dort mehrere Gläser und eine unbeteiligte Gitarre. Während eines Versöhnungsdrinks entdeckten die drei (Justus war der Interviewer!) viele gemeinsame musikalische Vorlieben und Pläne. Dinge, die sie bisher nicht verwirklichen konnten, aber schon immer wollten: als TNT Jackson konnten sie es endlich machen.
Klar war, dass die Musik hochenergetisch und simpel sein sollte; zornig und atemberaubend und trotzdem nicht verbissen ernst. Dazu waren alle Mittel und Instrumente recht. Bandechos, alte und neue Sythesizer, Gitarren, Effektgeräte, Computer und so ziemlich alles mit was sich sonst noch Sounds erzeugen oder verändern lassen dienten diesem Ziel.
Dass auch Livekonzerte von TNT Jackson vor Energie und Frische überschäumen, kann Elisabeth Orton in dieser Ausgabe bestätigen.
Dominique Juppé
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THE VERY PLEASURE anerkennen keine Geschmacksgrenzen zwischen Schmalz, Kitsch und Affektenlehre. Pathos ist willkommen, weil in ihm die Kraft zur Selbstermächtigung steckt. Melancholie muss sein, weil in ihr das Pathos zur Ruhe kommen kann. Trash ist nötig, weil in ihm die Melancholie überwunden wird. Glam darf auch nicht fehlen, weil durch ihn wiederum Trash mit Pathos verschmilzt. Ad libitum!
THE VERY PLEASURE sind Gitarre, Balalaika, Banjo, Ukulele, Akkordeon, Laptop und zwei Stimmen, die verschiedener nicht sein könnten. Eine tiriliert hoch oben, die andere grummelt tief unten. In Summe ergibt das die Essenz von Hysterie und Trauer – beides Extreme verwirrter Seelenhaushalte. Zwischen Dur und Moll stapelt sich der Dreck. Und auch das ist gut so.
THE VERY PLEASURE MEMBERS
Fritz Ostermayer: Radiomensch und Musikant
Oliver Welter: Naked Lunch und Musiker