Marcel Odenbach, einer der bedeutendsten deutschen Videokünstler der Gegenwart, hat seine erste Personale in der Kunsthalle Wien mit dem Titel eines Gedichtes von Ingeborg Bachmann überschrieben. Beweis zu nichts thematisiert den Fortbestand der Opfer-Täter-Struktur in der deutschen Nachkriegsgesellschaft. Dass das Thema Vergangenheitsbewältigung aber nicht nur ein europäisches ist, zeigen seine filmischen Arbeiten, die sich mit internationalen Krisenherden und der Versöhnung von Bevölkerungsgruppen nach kriegerischen Konflikten und Genozid auseinandersetzen:
Sei es in seinem Film Im Kreise drehen, in dem er sich mit dem Mahnmal am Ort des ehemaligen KZ Majdanek beschäftigt, in einem neuen Film über die Gedenkstätte Buchenwald oder in der Videoinstallation In stillen Teichen lauern Krokodile, die denGenozid in Ruanda 1994 thematisiert. In der intensiven Auseinandersetzung mit der Vergangenheitspiegelt Odenbachs Werk den Nachhall des Nationalsozialismus bis in die Gegenwart hinein. Odenbach beobachtet unterschiedliche Kulturen und politische Konstellationen und lässt sie in sein Werk einfließen. Auch die Reflexion über das Vertraute und Fremde, die eigene Biografie und jene anderer sind wichtige Motive seines Werks, das gleichermaßen ästhetisch wie politisch argumentiert.
Marcel Odenbach, *1953 in Köln, lebt und arbeitet in Köln und Berlin.
Kuratorin: Vanessa Joan Müller