Moderation: Lucas Gehrmann
„Meine Eltern hassten das sogenannte Nichtstun (…) weil sie sich nicht vorstellen konnten, dass ein Geistesmensch das Nichtstun gar nicht kennt, es sich gar nicht leisten kann“, schrieb Thomas Bernhard über die Langeweile, die man in Österreich liebevoll Fadesse nennt. Sie entstehe per definitionem bei erzwungenem Nichtstun, chronischer Unterforderung oder monotoner Beschäftigung. Die Zeit erstreckt sich in die endlose Leere und der Sinn des Lebens zerbricht. Warum ist Langeweile so schwer erträglich? Und gibt es Menschen, die sich gar nicht langweilen? Welchen geistigen Zugang haben Künstler und Philosophen zur Langeweile? Lässt sie sich z. B. als ein gesellschaftliches Phänomen verstehen, dass auf Formen der Dekadenz und des Überflusses reagiert, oder treibt sie wohlmöglich Wissensdrang und Interesse voran? Elisabeth von Samsonow diskutiert mit Marko Lulić über aktuelle, mit dem Begriff der Langeweile verbundene Formen der Produktivität und des gesellschaftlichen Zerfalls.
Marko Lulić (*1972) ist Künstler. Er lebt und arbeitet in Wien. Er war in zahlreichen Ausstellungen vertreten u. a. im Frankfurter Kunstverein, im 21er Haus in Wien und im Museo d´Arte Contemporanea in Rom. 2010 erhielt Lulic den Preis für Bildende Kunst der Stadt Wien.
Elisabeth von Samsonow (*1956) ist Künstlerin und Professorin für Philosophische und Historische Anthropologie der Kunst an der Akademie der bildenden Künste Wien. Sie lebt und arbeitet in Wien und Hadres.