„Die Vielheit von Welten, die Scheinhaftigkeit des ‚Gegebenen‘, die schöpferische Kraft des Verstehens, die Verschiedenartigkeit von Symbolen …“ benannte Nelson Goodman 1978 die Schwerpunkte seiner Philosophie. Seine Auffassung, dass an Stelle der „einen Welt“ laufend verschiedene Weltversionen konstruiert würden, sollte mit dem allgemein vollzogenen Eintritt ins digitale Zeitalter zur alltäglichen Lebenspraxis werden: „virtual realities“ begleiten uns bei der Arbeit wie in der Freizeit, permanent bewegen wir uns durch virtuelle und reale Sphären gleichzeitig und gestalten beide mit. Mehr denn je zuvor stellen sich dabei die Fragen nach Glaubhaftigkeit oder „Scheinhaftigkeit des ‚Gegebenen‘“, nach Kompatibilitäten und Konflikten mit uns selbst und den neu konstruierten Welten. Peter Weibel hat sich als multidisziplinär agierender Künstler, Wissenschaftler und Kulturphilosoph über Jahrzehnte hinweg analysierend und praktizierend in diesem Multiversum bewegt. Wenn er über Peter Sloterdijk schreibt, dass dessen „Schriften alle Felder des Sichtbaren und Unsichtbaren, des Hörbaren und Unhörbaren durchstreifen“, könnte ein sympodiales Zusammentreffen beider zu ungewöhnlicher Verdichtung desselben führen.
Peter Sloterdijk (*1947) ist Philosoph, Kulturwissenschaftler und Essayist. Er lebt und arbeitet in Karlsruhe. Seit 1992 ist er Professor für Philosophie und Ästhetik an der Staatlichen Hochschule für Gestaltung Karlsruhe und seit 2001 auch Rektor dieser Institution. Sloterdijk erhielt den Sigmund-Freud-Preis für wissenschaftliche Prosa 2006, den Europaischen Essay-Preis Charles Veillon 2007, den Lessing-Preis für Kritik der Bibliothek Wolfenbüttel 2008 und den Preis für Architekturkritik 2009.
Peter Weibel (*1944) ist Künstler und Kurator. Er lebt und arbeitet in Karlsruhe. Seit 1984 ist er Professor an der Universitat fur Angewandte Kunst in Wien. Von 1993 bis 1999 war er Österreichs Kommissar der Venedig Biennale. Seit 1999 ist er Vorstand des ZKM in Karlsruhe. 2010 wurde ihm das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse überreicht. 2011 war er künstlerischer Direktor der 4. Moskau Biennale.