Ein Gespräch über „Low Trust“ Gesellschaften
„Im Sommer 2018 besuchte ich eine Podiumsdiskussion zwischen zwei ehemaligen europäischen Diplomaten, die – ausgehend von ihren jeweiligen nationalen Positionen – über ein aufstrebendes Gesellschafts- / Markt- / Kultur-Modell nach Vorbild einer Nation im globalen Süden diskutierten. Jeder von ihnen projizierte auf dieses Land eine Reihe von Vergleichsmodellen und Kritikpunkten, die in den Werten eines post-aufgeklärten Europas verankert waren. Es stellte sich jedoch rasch heraus, dass die beiden ihre Diskussion in der Abgeschiedenheit eines Elfenbeinturms führten. Keiner der Redner schien zu bemerken, dass es das Europa, auf dem ihre Position basiert, nicht mehr gibt. Tatsächlich sind die von ihnen angesprochenen dringlichen Probleme, die mit so genannten „low trust“ Ökonomien und Gesellschaften assoziiert werden, im heutigen Europa genauso vorherrschend wie in jedem anderen sozio-politischen System.
Ausgehend von der Idee des „geringen Vertrauens“, die Ende der 1990er Jahre von Francis Fukuyama geprägt und in der Sprache der Wirtschaft und der Analyse von Organisationskultur und human resources intensiv verwendet wird, beschäftigt sich dieses Gespräch mit den Auswirkungen von politisiertem Separatismus, Nationalismus, Populismus und Fremdenfeindlichkeit im westlichen Kulturleben.“ Simon Rees
Kurator und Autor Simon Rees (* 1972) lebt in Wien. Zuvor war er Direktor des neuseeländischen Museums für zeitgenössische Kunst und im MAK für Programm und Entwicklung zuständig.
Der Vortrag ist Teil der Reihe Political Futures, die die Rolle der Zukunft zwischen Kunst und Politik in Frage stellt.
Eintritt frei!