Programm 3: Desiring Objects, Desiring Machines
Was ist der menschliche Motor hinter einer Neuentwicklung, und wovon werden Maschinen angetrieben? Mit jedem Ziel, das wir mithilfe von Maschinen erreichen wollen, verleihen wir der Technologie einen Eigensinn. Sie wird zweckmäßig geschaffen, erhält damit ihre Berechtigung. Hilfsmittel im Haushalt bescheren uns eine ersehnte Erleichterung im Alltag. Das ist der Sinn ihrer Existenz. Intelligente Systeme lernen autonom aus diversen Informationsflüssen, sprich aus Erfahrung. Aspekte, auf die sie angewiesen sind, um den Zweck der automatisierten Weiterentwicklung erreichen zu können, ganz im Sinne ihrer Schöpfer und vielleicht auch darüber hinaus. Um das vielseitige Thema der Erfüllung des Begehrens durch und mit Maschinen aus mehreren Perspektiven zu beleuchten, zeigen wir Auszüge aus der Sammlung des Filmarchiv Austria in Verbindung mit Arbeiten zeitgenössischer Künstler/innen in kuratorischer Kooperation mit der Kunsthalle Wien sowie Spike Jonzes einfühlsames Beziehungsporträt Her (US 2013).
20 Uhr
Her
Spike Jonze, US 2013 | 126 min | Farbe, OmU, DCP
Buch: Spike Jonze | Kamera: Hoyte Van Hoytema | Musik: Arcade Fire | Mit: Joaquin Phoenix, Lynn Adrianna Freedman, Lisa Renee Pitts, Chris Pratt, Scarlett Johansson (Stimme)
»Samantha« ist das erste intelligente Operating System der Welt. Sie wurde anhand Theodors persönlicher Einstellung konfiguriert. Theodor ist ein Mensch mit Stärken und Schwächen. Samantha imitiert es zu sein. Sie ist geschaffen um zu lernen, will es, stellt Fragen, gibt Antworten und überblickt Theodors Leben. Er liebt es, wie sie seine Welt auffasst. Mittels intimer Gespräche über das Menschsein und die Gefühle und Triebe, die damit einhergehen, werden Grenzen sichtbar, aber im selben Zug auch aufgehoben. Das Bild einer irrationalen Nähe zwischen Mensch und Maschine entsteht. Es wird nebensächlich, dass Samantha körperlos ist, und doch bleibt es bis zum Schluss der alles entscheidende Konflikt. Eine Technologie, die leben und lieben lernt.
Total Automation
1921 schrieb Karel Čapek in seinem utopischen Kollektivdrama R.U.R. erstmals von Robotern. In den 1930er-Jahren sprach Sigmund Freud vom Menschen als Prothesengott. Heute avancieren wir als Schöpfer von Ersatzteilen selbst zu Werkzeugen, die unter der Kontrolle von Maschinen stehen. Von der Zähmung des Feuers bis zur Erweiterung und Vervollkommnung der eigenen Organe durch Technik haben der Mensch und seine Maschinen im globalen System der automatisierten Moderne somit ihren eigenständigen Status verloren.
Was uns Film seit Anbeginn dessen Produktion als Fiktion vor Augen führte, erreicht uns im Zeitalter der erweiterten technischen Reproduzierbarkeit nicht mehr nur als Werk der Kunst, sondern als Teil eines übertechnisierten Alltags. Die Schöpfer sind zu Werkzeugen der Erzeugenden und somit selbst zum Werk der Erzeugung geworden: selbstlernende Algorithmen, Roboter, mechanische Kommunikationshilfen, lebenserhaltende Maßnahmen, lebensberaubende Gefahren, webbasierte Vernetzungskanäle, virtuelle soziale Räume. Wir schweben auf (Daten)Clouds und fühlen uns verloren, wenn sie mal nicht sind – eine Mensch-Technik-Beziehung begründet auf Abhängigkeit.
Doch wie weit geht sie? Die Automatisierung hat unzählige Formen angenommen. Was bei Henrik Galeen, Fritz Lang oder Stanley Kubrick noch als spekulative Filmfantastik galt, ist zur Teilrealität geworden. Künstlich geschaffene Prothesen haben eine Autonomie erlangt, ein Eigenleben entwickelt und damit auch die traditionelle Objekt- und Subjekt-Trennung in Frage gestellt.
Total Automation widmet sich in drei zusammenhängenden Programmen dieser Entwicklung sowie den sie begleitenden Bildern, Ängsten, Utopien und Dystopien. Mit einer Collage aus historischen Werbefilmen, wissenschaftlichen Dokumentationen, experimentellen Filmarbeiten zeitgenössischer Künstler/innen und ausgesuchten Spielfilmen der Filmgeschichte soll die Automatisierung und das in ihr verborgene Übernatürliche, Magische und Irrationale dort eine Projektionsfläche finden, wo schon immer ein anderer Blick auf die Welt definiert wurde – in der Maschine Kino.
Kurator/innen: Anne Faucheret (Kunsthalle Wien), Tomáš Mikeska (Filmarchiv Austria)
Termine
Mi 11/5, 20 Uhr
Do 12/5 & Fr 13/5, jeweils 18 & 20 Uhr
Filmprogramm: Total Automation
Mi 11/5, 18 Uhr
Kurator/innenführung mit Anne Faucheret and Tomáš Mikeska