Übertragung—Relais—

Veranstaltung
1/12 2001 14 Uhr
Museumsquartier / Halle1

Veranstaltungsprogramm zur Ausstellung „Televisions – Kunst sieht fern“ (18.9.2001 – 6.01. 2001)

Manuela Bojadzijev/Kanak Attak, Frankfurt Ali rennt. Affirmation, Widerstand und Repräsentation

Ghettoimage, Fordarbeiter, Drogen, Fundamentalismus, Asylbewerberin, sexy Kanaken – die Reihe der Lieblingsthemen der Berichterstattung im deutschen Fernsehen über Migrantinnen und Migranten ist lang. Erkennt man eine Migrantin unter den Talk Show-Teilnehmern, braucht man nicht lange warte, bis die ersten rassistischen Bemerkungen und Sticheleien fallen, macht man den Ton aus, ist bemerkenswert mit welchen Bildern Informationen über das neue Einwanderungsgesetz repräsentiert werden. Was aber wäre antirassistisches Fernsehen, und was produzieren die Migrantinnen und Migranten?

Marie Gillespie, Swansea Wiring diasporas: television and the construction of transnational cultural spaces and identities

Neue Formen der Migration, der Mobilität und der Medien haben die kulturelle Landschaft und die Kommunikationsstrukturen nicht nur für MigrantInnen und Menschen in der Diaspora, sondern auch für uns alle verändert. Sowohl Sprache und kulturelle Praktiken, als auch Rassismus und sozialer Ausschluß haben zur Herausbildung starker Diaspora-Kulturen beigetragen, die über mediale Wege, die von transnationalen Fernsehsendern hergestellt wurden, über nationale Grenzen hinweg miteinander in Verbindung stehen. Die Diasporas der SüdasiatInnen und TürkInnen in Europa belegt diese Tendenz. Aber gibt es einen Beweis, daß die Formen transnationaler Identitäten, die durch den gemeinsamen Konsum kultureller Formen entwickelt werden, widerstandsfähig, mächtig und subversiv gegenüber nationalen Identitäten sind? Dieser Vortrag wird diese Themen mit Referenz zu neuesten Forschungen über die südasiatischen und türkischen Diasporas in verschiedenen europäischen Großstädten und ihren transnationalen Fernsehkonsum behandeln.

Reyhan Güntürk/Zentrum für Türkeistudien, Essen Die türkische Medienlandschaft und Mediennutzung türkischer Migranten in Deutschland

Die türkische Medienlandschaft in Deutschland hat sich seit den 80er Jahren ebenso stark verändert wie die in Deutschland lebende türkische Gesellschaft. Die Entwicklung dieser Medienlandschaft hat relativ unbeobachtet von der deutschen Öffentlichkeit und der Migrationsforschung stattgefunden, so daß sich neben der bestehenden deutschen Medienlandschaft auch eine türkische entwickelt hat. Auch die Wissenschaft hat sich lange Zeit nicht mit diesem Thema beschäftigt. Erstmals hat sich das Zentrum für Türkeistudien 1996 im Rahmen einer umfangreichen Studie, die es im Auftrag des Bundespresseamtes durchgeführt hat, mit dieser Thematik auseinandergesetzt. In dieser Studie wurde der Medienkonsum der türkischen Bevölkerung in Deutschland und das Deutschlandbild im türkischen Fernsehen untersucht. Die Untersuchung bestätigte die starke Akzeptanz der türkischsprachigen Medien von Seiten der türkischen Migranten.

Cornelia Kogoj/Initiative Minderheiten, Wien Wo sind die MigrantInnen? Österreichisches Fernsehen als Mittel kultureller Normsetzung

„Das Fernsehen ist immer noch weiß und österreichisch, Österreich aber nicht“. In diesem auf Österreich abgewandelten Satz eines britischen Medienexperten (J. Gibson, Jackson’s Vision for Channel 4, 1999), wird der Ausschließungscharakter von Fernsehen für marginalisierte Gruppen verortet. Wer einbezogen und wer ausgeschlossen wird, unterliegt dem Konstrukt der imaginierten österreichischen Gemeinschaft. Denn Fernseh-Bilder spielen bei der Definition und der Ausübung politischer Macht eine entscheidende Rolle. Medien versuchen nicht nur soziale Wirklichkeit darzustellen, sondern schaffen selbst Realität. In Österreich begann die Einbindung von ethnischen Minderheiten in die Medienlandschaft mit den anerkannten Volksgruppen der Kroaten und Slowenen. Fernsehsendungen, die den Bedürfnissen der „neuen Minderheiten“ – der Zugewanderten seit den 60er Jahren – nachkommen, finden sich so gut wie keine, da u.a. terrestrisches Fernsehen nach wie vor dem gesetzlichen Sendemonopol des ORF unterliegt. In dem Vortrag soll es sowohl um die Repräsentation von MigrantInnen in den Mainstream-Formaten gehen als auch um die Möglichkeit zur Schaffung von gegen-hegemonialen Fernsehräumen Ein wesentlicher Aspekt ist die Rolle von transnationalen Medien wie Satelliten- und Kabelfernsehen für MigrantInnen aus der Türkei und aus dem ehemaligen Jugoslawien.

Moderation: Justin Hoffmann