Übertragung –Schaltkreis–

Veranstaltung
3/11 2001 14 Uhr
Museumsquartier / Halle1

Veranstaltungsprogramm zur Ausstellung „Televisions – Kunst sieht fern“ (18.9.2001 – 6.01. 2001)

Hans-Christian Dany/UTV, Hamburg – Da bist du ja wieder

Aus dem Wrack der gegen einen Baum gefahrenen New Economy steigt das schon todgeglaubte Fernsehen und kann plötzlich alles Mögliche, was uns das Internet immer nur versprochen hat. Flash, das Werkzeug mit dem die Abgründe geschmackloser Bildschirmgrafik in ungeahnten Tiefen ausgelotet wurden, animiert jetzt die lustigen Gesichter einer neuen Generation virtueller Moderatoren. Mithilfe des aus der Not geborenen Transaktionsfernsehens erreichen Waren auf einmal die Kunden von denen der E-commerce immer nur geträumt hat. Digitale Videorecorder durchstöbern als unsere persönlichen Agenten die mannigfaltigen Programme nach dem, was wir wirklich brauchen. Steht die Interaktivität kurz vor der Verwirklichung. Soll man sich nach dreizehn Jahren wieder verlieben?

Karel Dudesek/Van Gogh TV, Wien – ichbin.tv

die an mich gesendeten liturgien aus bild und ton sind die stärkste form von gemeinschaft oder gemeinsamkeit die mich erfassen kann. Gleichzeitig sehe ich zu und weine hilflos mit anderen, zur horizontalebene der szenarien. Zur szene wird alles, überall und mit jedem der zuschaut. Zeit-, raum- und realitätsverschiebungen, wiederholungen, loops, eine industrie produziert auf teufel komm raus, inszeniert nach und verpackt notfalls auch die fehlenden szenen oder requisiten mit hilfe von kinder oder zwangsarbeit. Fernsehen strömt beliebig bild und ton im vertikalzapp wo auch immer hin. Dislogierte unwahrscheinliche vorgänge, die gleiche industrie hat den gau dieses septembers 2001 (Screenshot: wer besitzt das copyright für die buch und filmrechte, Kirch?) independencdaymässig & amagedonhaft vorinszeniert, (Screenshot: die weltregierung hatte ihren gau schon vorher dank Berlusconi), nun hängt die entertainment erwartungs-latte der weltbevölkerung an der jahrtausendmarke eines neuen psycho-weltrekords. Top down, gottes furcht oder gnade kehrt ein (Screenshot: in der verbotenen stadt Pekings, irren chinesen hilflos herum auf der suche nach kaiser und gott). Wir waren immer schon im krieg, nur manche machten die rechnung ohne eva braun, sie morft und rendert sich von inkarnation zu inkarnation in einem bebilderten konsumrausch der seinesgleichen sucht, es ist fernsehen der trichter aller und allem. Entblößte sinnentleerte kopieranstalt der katastrophenregisseure und deren talkmaster. Installiert für die ablenkung von der erkenntnis des universalen nichts. Auch ich möchte mit einer schaufel geschultert über die Brooklyn bridge gehend nicht daran gehindert werden den schrott wegzuschaufeln, ich hab ein recht darauf, ich zahle rundfunk gebühren. (Screenshot: ein tag danach, WTC teile zur versteigerung auf E-bay ). TV ore not to be, in der dancehall spielt die big band sinatras „if you make it there, you can make it everywhere“, eurorentner schunkeln und klatschen im groove der ausgleichenden gerechtigkeit, es ist kalt auf der fähre nach Engeland,18. September 2001.

Maarten Ploeg/PARK4DTV, Amsterdam – PARK4DTV PARK4DTV: 1 hour, 1 thing, 10 years

PARK4DTV ist eine in Amsterdam ansässige, von Künstlern betriebene Organisation, die seit zehn Jahren täglich Kunstfernsehen sendet. Ihr Programm hat ein sehr spezifisches Format: 1 Stunde, 1 Sache, reiner Ton und reines Bild. Keine Erklärungen, nur Kunst in Reinform, nur unbearbeitete Daten. Fernsehen = eine Lampe, Fernsehen = ein Gemälde. Die Begrenzungen des Formats und der fast religiöse Dogmatismus der Betreiber der Station waren entscheidend für den Erfolg und das lange Bestehen von PARK4DTV. Die Videobänder von PARK4DTV stammen von Künstlern aus der ganzen Welt. Sie wurden von einem Publikum gesehen, das von New York City bis Aserbeidschan reicht. Zu den Sehern gehören Museumsbesucher genauso wie Teenager, die gerne MTV konsumieren.

Ariane Müller/Lokal TV (Wien), Berlin – All Passion Spent

War da nicht mal mehr mit dem Fernsehen als bloß reinzuglotzen und möglicherweise mit absurden Jobs, wie Kabel tragen, Talkshowpublikum aussuchen oder Internetanwendungen testen, Geld zu verdienen?

Moderation: Justin Hoffmann