Der Regisseur Ulrich Seidl ist dafür bekannt, mit seinen Filmen Tabus zu brechen. Dabei tut er dies jedoch nicht mit der großen Geste der lauten Provokation. Tabubrüche können sich auf Wörter, Dinge, Handlungen, Konfliktthemen, auf Pflanzen und Tiere, auf die Nutzung von Ressourcen, auf einzelne Menschen oder soziale Gruppen beziehen. Nicht ohne gewissen Regieanweisungen voller Subtilität folgend, spielen die Personen in Seidls Filmen sich selbst, sprechen über ihre Religiosität, Sehnsüchte, Liebe und Ängste oder Obsessionen. Im Rahmen von WWTBD – What Would Thomas Bernhard Do zeigt Seidl seinen Film Der Ball von 1982, der den Verlauf seiner Karriere maßgeblich prägen sollte: „Der Ball war der Grund, warum man mich aus der Filmakademie rauswarf. Die Lehrer mochten weder Struktur noch Schnitt des Films und dachten, der Film würde dem Ruf der Akademie schaden.“ Diesen Film als Ausgangslage nehmend, diskutieren Nicolaus Schafhausen und Ulrich Seidl über die sinnstiftende Bedeutung von Karrierebrüchen, die Unterwanderung konventioneller Themen und ihrer Darstellungsformen sowie die Suche nach künstlerischer Eigenständigkeit.
Ulrich Seidl, Der Ball, 1982, 16 mm Film übertragen auf DVD, 50 Min / Brüder, lasst uns lustig sein – Eine Mozartfilmminute, 2006, 16 mm Film übertragen auf DVD, 1 Min © Ulrich Seidl Film Produktion GmbH.
Ulrich Seidl (*1952) ist Filmregisseur, Produzent und Drehbuchautor. Seidl lebt und arbeitet in Wien. 2001 veröffentlichte er mit Hundstage seinen ersten Spielfilm, der in Venedig mit dem Großen Preis der Jury ausgezeichnet wurde. 2013 wurde Paradies: Liebe bei der Verleihung des Österreichischen Filmpreises als beste Filmproduktion sowie in den Kategorien Regie und Darstellerin ausgezeichnet.