Serigala Militia, 2006
Stop-Motion Animation mit 402 einzelverarbeiteten Holzstockdrucken
4 Minuten 22 Sekunden
Music: Seringai
Original im Mori Art Museum, Tokyo (Japan)
Ting*, 2008
Stop-Motion Animation mit mehreren hundert Porzellangefäßen
3 Minuten 2 Sekunden
Music: Bagus Pandega
Für beide © Tromarama
Das Künstlertrio Tromarama verwendet in seinen Stop-Motion-Animationen unterschiedliche Medien wie Holzschnitt, Fotografie, Fotokopie, Kollage, Stickerei, Malerei und Zeichnung. Stop-Motion ist eine Filmtechnik, bei der eine Animation mit unbeweglichen Gegenständen gemacht wird. Sie kommt bei Trickfilmen, aber auch als Spezialeffekt bei Realfilmen zum Einsatz. Diese Technik war schon Ende des 19. Jahrhunderts bekannt, und wurde aber noch bis in die 1980er Jahre in einigen bekannten Filmen wie Terminator und Star Wars eingesetzt. Die Filmindustrie bedient sich heute zwar digitaler Technologien, auf die Kunst und ihre BetrachterInnen übt dieses Verfahren aber mehr denn je eine große Anziehungskraft aus. Zum einen macht die „unperfekte“ Illusion des fließenden Bildes uns wieder schlagartig bewusst, dass Fotografie- und Filmgeschichte eng miteinander verknüpft sind. Zum anderen bleibt die Stop-Motion-Technik, abhängig davon, welches Basismaterial, wie hier zum Beispiel Holz oder Porzellan, man braucht, die einzige Möglichkeit, diese leblosen Gegenstände tatsächlich mittels aneinander gereihter Einzelbilder zu animieren.
Serigala Militia (2006) ist als Musikvideo für die Metallband Seringai entstanden, die in Indonesien große Popularität in der Szene genießt. Das Video kann als Neuinterpretation der Holzdrucktechnik ausgelegt werden. Denn während man beim Holzdruck normalerweise nur das Blatt als Ergebnis eines aufwändigen Plattenherstellungs- und Druckprozesses sieht, bekommt man hier die verarbeiteten und eingeschwärzten Druckplatten zu Gesicht. In Kombination mit der rauen Musik wird die Verarbeitung eingekerbten und eingeschnittenen Holzes auf spielerische Weise spürbar. In Ting* (2008) hat sich Tromarama vom typischen Musikvideo distanziert. Es handelt sich um die einzigartige Geschichte von Porzellangeschirr, Tassen, Tellern und Krügen, die es müde geworden sind, ein Schattendasein im Küchenschrank zu fristen. In perfekter Synchronisation untermalt Bagus Pandega die Szenerie mit Resonanzklang von mit unterschiedlich viel Wasser gefüllten Gefäßen – als würde das entwichene Geschirr selbst in klaren hellen Tönen durch das Herbstlaub zu uns sprechen und die Freiheit heraufbeschwören.
Hinter dem 2004 gegründeten Künstlerkollektiv Tromarama verbergen sich Febie Babyrose (geb. 1985 in Jakarta, Indonesien), Herbert Hans Maruli (geb. 1984 in Jakarta) und Ruddy Alexander Hatumena (geb. 1984 in Bahrain). Die jungen Künstler haben u. a. in Philadelphia, Singapur und Tokyo ausgestellt und werden mit zukünftigen Projekten in Tel Aviv, Tallin und Melbourne in Ausstellungen und Filmfestivals vertreten. (Cathérine Hug)