Was würde Thomas Bernhard tun?

Diskussion
16/5 2013 19 Uhr
Museumsquartier

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„Um etwas begreiflich zu machen, müssen wir übertreiben, nur die Übertreibung macht anschaulich“, sagte Thomas Bernhard, der sich selbst als Übertreibungskünstler bezeichnete. Ebenso war er „intellektueller Bombenleger, bodenständiger Kosmopolit, Charmeur, Hofnarr Österreichs, Bohemien, sprachspielender Spinner, anregender und aufregender Freund und philosophierender Dauerquengler“ (Martina Zschocke) und noch so manches mehr. Die Frage, was er – heute – „tun“ würde, setzt zunächst voraus, dass sein „philosophisches Lachprogramm“, so Bernhard selber, nach wie vor auf dem Spielplan der Welt steht – eben, weil es ihr noch immer den Spiegel vor Augen hält. Und, dass das „System Bernhard“ (Heiner Müller), wenn „wir es mit Abstand aufmerksam befragen, auf neue Weise antwortet, weil es die Wirklichkeit immer wieder neu in sich aufnimmt …“ (Hermann Beil). Wie (und ob …) ein auf Vielstimmigkeit und Interdisziplinarität angelegtes 10-Tages-Festival das „System Bernhard“ reflektieren und erweiternd transformieren kann, diskutieren zu seiner Ouvertüre a) eine serbische Autorin, die gleichzeitig Germanistin, Clubberin und Thomas-Bernhard-Fan ist (Barbara Marković), b) ein als Germanist das Literaturarchiv Salzburg leitender Autor mehrerer Bücher über Thomas Bernhard (Manfred Mittermayer), c) eine Kunsthistorikerin und Kuratorin, die seit 2013 als Dramaturgin der Kunsthalle Wien agiert (Vanessa Joan Müller), und d) ein streitbarer Schriftsteller und Zeitkritiker, der zugleich Historiker ist (Doron Rabinovici). Selbst wenn bei dieser und den folgenden Veranstaltungen nicht mehr „getan“ werden sollte als (sprachlich, musikalisch und/oder bildhaft) nachzudenken, verspricht das Festival WWTBD – What Would Thomas Bernhard Do in Thomas Bernhards Sinn zumindest ein Stachel im Fleisch jeder geistigen Trägheit zu werden: „Der Nichtstuer als der Geistesmensch ist in den Augen derer, die unter ‚Nichtstun‘ tatsächlich ‚nichts tun‘ verstehen und die als Nichtstuer auch tatsächlich gar nichts tun – weil in ihnen während des Nichtstuns gar nichts vorgeht – die größte Gefahr, und also das Gefährlichste.“

In Kooperation mit DER STANDARD

Eintritt frei

Stefan Gmünder (*1965) ist Literaturredakteur bei Der Standard. Er lebt und arbeitet in Wien.

Barbara Marković (*1980) ist Schriftstellerin. Sie lebt und arbeitet in Wien. 2009 veröffentlichte sie ihr Buch Ausgehen, welches auf Thomas Bernhards Gehen basiert. Zuletzt erschien ihr Buch Graz, Alexanderplatz.

Manfred Mittermayer (*1959) ist Literaturwissenschaflter. Er lebt und arbeitet in Salzburg.

Vanessa Joan Müller (*1968) ist Dramaturgin der Kunsthalle Wien. Sie lebt und arbeitet in Wien.

Doron Rabinovici (*1961) ist Schriftsteller, Essayist und Historiker. Er lebt und arbeitet seit 1964 in Wien. 2010 erschien sein Roman Andernorts und wurde im selben Jahr für den Deutschen Buchpreis nominiert.