Christian Boltanski
Menschlich
Wie viele Künstler*innen seit den siebziger Jahren sieht auch Christian Boltanski (geb. 1944, gest. 2021, Paris) das Museum nicht so sehr als scheinbar neutrale „weiße Zelle“ zur Präsentation von Kunst, sondern als Schauplatz eigenwilliger und eigensinniger Repräsentationen, Ordnungen und Bedeutungen – als Spielraum, in dem die Methoden und Formen des Museums analysiert und in immer neuen Konstellationen angewandt werden. Es wird als Ort eingesetzt, um eine – fiktionale – Geschichte zu erzählen. Dabei wird die Hierarchie des Sammelwürdigen und kulturell Wertvollen durcheinander geworfen und die Beschäftigung mit dem Alltäglichen und Massenhaften, dem Banalen und Trivialen, dem Nicht-Außergewöhnlichen aufgewertet.
Der in Österreich nur mit einzelnen Arbeiten bekannt gewordene Künstler hat für Wien eine Installation entwickelt, die den ganzen Ausstellungsraum der Kunsthalle in Anspruch nahm. Boltanskis Thema ist vor allem das Verschwinden des Menschen, verbunden mit der Suche nach seiner Seele. Dieses Verschwinden bewegt sich für den Künstler zwischen den Polen der „Spuren hinterlassenden“ Individualität und der in der Masse aufgehenden Anonymität. Die Möbel, die Christian Boltanski für seine Installation verwendet hat, wurden nach dem Ende der Ausstellung versteigert.