Louise Bourgeois
Aller – Retour
Der französische Titel der Ausstellung Aller – Retour [Hin- und Rückfahrt] verweist auf die französischen Ursprünge von Louise Bourgeois (geb. 1911, Paris – gest. 2010, New York City), aber auch auf ihre künstlerische Praxis, eine ununterbrochene Identitätsrecherche und ein Zurückgehen auf die psychischen Konflikte ihrer Kindheit und Jugend, vor allem auf die problematische Beziehung zum Vater. Das Heute ist mit dem Gestern verbunden – die Metapher des Webens und das Bild des Geflechts – im Geschäft von Bourgeois' Vater wurden Wandteppiche restauriert – stehen symbolisch für die Erinnerungsarbeit und die Aufarbeitung psychischer Krisen.
Die Ausstellung zeigte das Spätwerk der Künstlerin als Dialog von Skulptur und Zeichnung. Ausgestellt wurden knapp 150 Werke in sechs durch zentrale Skulpturen und nach Themen gegliederten Räumen. Ein retrospektiv eingerichteter Raum gab den Blick auf ältere Werke der Künstlerin frei. Der Schwerpunkt der Schau lag jedoch auf dem Œuvre der letzten zehn Jahre, das zu einem überwiegenden Teil aus tagebuchähnlichen Zeichnungen besteht, in denen sich häufig Text und Zeichen vermischen.
Lange Jahre blieb ihr die gebührende Aufmerksamkeit versagt, dann wurde sie zum „Superstar der Avantgarde“, heute ist sie „eine große Figur der Postmoderne“ (Peter Weiermair), und das, obwohl der Ruhm die Künstlerin erst in der zweiten Hälfte ihres Lebens ereilte. Bourgeois’ Arbeiten folgen einer seit den 1980er Jahren gängigen Auffassung von Kunst, die zugunsten eines persönlichen Zugangs einen durchgängigen Stil und eine formale Übereinkunft ablehnt. Zentral war für die Künstlerin die Bewältigung von Konflikten und eine intensive und offene Auseinandersetzung mit der Dialektik von Gefühl und Denken.