Yayoi Kusama

8.2.–28.4.2002
Ausstellungsansicht Yayoi Kusama, Kunsthalle Wien 2002
Foto: Christian Wachter

Ort

Museumsquartier / Halle1

Kurator*in: Sabine Folie

Ausgehend von der Malerei erarbeitet Yayoi Kusama (geb. 1929, Matsumoto, Japan) in ihrem Werk Ideen wie die Aufhebung der Trennung von Kunstwerk, Künstler*in und Leben, entwickelt aus dem Prinzip des seriellen All-over die Konzeption des Enviroments und formuliert Ansätze, die später von feministischen Postionen wieder aufgegriffen werden. Unendlichen Netzstrukturen, Punkten und Tupfen lassen bereits in frühen Malereien und Zeichnungen ein sich ausweitendes und pulsierendes visuelles Universum entstehen, dessen Ursprung die Künstlerin in Visionen und Halluzinationen ihrer Kindheit sieht.

Schwerpunkt der Ausstellung in der Kunsthalle Wien, die die erste große Personale der international anerkannten Künstlerin in Mitteleuropa zeigte, bildeten neue Rauminstallationen. Im zugleich spielerischen und obsessiven Umgang mit sich wiederholenden Strukturen und Spiegelungen steigert Kusama Auflösungsprozesse von Objekt und Umraum. Eingebettet in ein umfassendes Architekturkonzept des Architektenteams Pauhof, welches die Ideen der Spiegelung und Wiederholung zitierte, wurden Kusamas unendliche Universen in den Enviroments spürbar. Neben Videos, Diaprojektionen und Kleiderentwürfen waren auch Installationen aus den sechziger Jahren vertreten.

1958 entflieht Yayoi Kusama der Enge ihres Elternhauses und der japanischen Gesellschaft nach New York und findet dort die Freiheit, ihre künstlerischen Arbeiten weiterzuentwickeln. Die charakteristischen "Polka dots" und "Infinity nets" ihrer Vorstellungswelt überwachsen bald nicht nur Leinwände und Aquarelle, sondern auch Objekte und ganze Räume und begründen so Kusamas Ruhm als "Polka-Dot-Princess" und Exotin der New Yorker Kunstszene, die sowohl mit Künstler*innen der Pop Art als auch der Minimal Art ausstellt. Ihre Aktionen der späten 1960er Jahre reagieren auf politisch virulente Themen der Zeit wie die Nixon-Affäre und den Vietnamkrieg oder auf kulturpolitische Entwicklungen wie die zunehmende Kommerzialisierung des Kunstmarktes. Anfang der 1970er Jahre nach Japan zurückgekehrt, schreibt Kusama Erzählungen und Gedichte, in denen sie die Erfahrungen ihre New Yorker Zeit verarbeitet. Ihre Bedeutung für nachfolgende Künstler*innengenerationen und für die Kunstgeschichte wird erst in den späten 1980er Jahren wiederentdeckt.

Die Ausstellung ist in Kooperation mit dem Centre d'art contemporain Le Consortium, Dijon, und dem Kusama Studio, Tokio, entstanden.

Wir danken den Sponsoren ANA, All Nippon Airways und der Japanischen Botschaft für ihre Unterstützung sowie Prodomo für die Leihgabe der Möbel für die Installation "I’m here but nothing".