Margot Pilz: Amorator 1985 / 2020

Ausstellung
1/10 2020 — 31/10 2020 
Wien: Friedrichstraße/Operngasse

Margot Pilz
Amorator
1
985/2020

© Margot Pilz, Foto: Wien Museum
Friedrichstraße/Ecke Operngasse, 1010 Wien
1/10 – 31/10 2020

Zwischen 1983 und 1985 schuf Margot Pilz die fotografische Serie The White Cell Photographs  – allein oder auch in Zusammenarbeit mit anderen Akteur*innen. Die titelgebende weiße Zelle hatte die Maße 1,65 m x 1,65 m, ihre jeweils 15 cm dicken Wänden waren innen wie außen weiß gestrichen – die Dimensionen dieser verschiebbaren Wände entsprachen der Körpergröße der Künstlerin. Die Zelle diente als Hintergrund für Aktionen, die fotografisch festgehalten wurden, und konnte den Anforderungen der jeweiligen Situation entsprechend angepasst werden.

Die ersten Aktionen wurden von Margot Pilz selbst durchgeführt. Später lud sie verschiedene Personen ein, Aktionen zu erfinden, die den (psychologischen) Prozess des „Knotenlösens“ verkörpern. Die Künstlerin betrachtete dabei das Setting (Raum plus Kamera) als Darstellung ihres „eigenen Innenraums“, der körperliche Reaktionen und Emotionen aus spezifischen psychischen Zuständen herauslösen sollte. Gerade indem sie ihre Innerlichkeit nach außen kehrte, ihr Innerstes in einen theatralischen halböffentlichen Raum überführte und die Teilnehmer*innen aufforderte, ihre eigenen Geschichten darin einzuschreiben, wies sie auf die Unzulänglichkeit des Mediums Fotografie hin, psychische und emotionale Zustände einzufangen. So hinterfragte sie auch den Prozess der Selbstdarstellung – zwischen Selbstbestimmung und Entfremdung – sowie jenen des Festhaltens: als einen Vorgang zwischen Fixierung und Verlust.

Für KISS werden drei Bilder aus einer fünfteiligen Serie mit Jörg Matzner und Barbara Binder vergrößert und im Wiener Stadtraum ausgestellt. Die drei Zellen zeigen drei Momente der Interaktion zwischen zwei nackten Körpern und einem technischen Gerät (einem Fernseher) innerhalb des Repräsentationsapparates des Studios. Das Bild in der Mitte zeigt das Abbild einer physischen Begegnung, genauer gesagt: eine Umarmung der beiden Akteur*innen, die auf dem Bildschirm des Fernsehers dargestellt ist. Dagegen zeigen die Bilder auf der linken und rechten Seite dieselben Personen, die hier jeweils für sich die gleiche Umarmungsgeste vollziehen – und damit lediglich die Luft umarmen.

In Zeiten der sozialen Distanzierung, in denen Intimität und Begehren – jenseits einiger weniger zugestandener, „normalisierter“ Konfigurationen – in die Verborgenheit verbannt oder unmöglich gemacht wurden, müssen neue Rituale und Zugänge zur Körperlichkeit gefunden werden. Amorator kann als solch ein Ritual verstanden werden.

 

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